lynn
Vielversprechender Auftakt mit kleineren Einschränkungen Was mich bei „Sweet Nightmare“ als Erstes positiv aufgefallen ist, war der Erzählstil. Die Protagonistin, Clementine, erzählt in der Ich-Perspektive auf eine unterhaltsame, angenehme Weise mit ironischem Unterton, die mir sehr gefallen hat. Auch das Setting hat mir gut gefallen, obwohl man vom Worldbuilding generell leider nicht besonders viel mitbekommt, da Clementine und ihre Mitstreiter weitestgehend auf einer Insel isoliert sind. Gerade bei dem Auftauchen einiger Charaktere von Außerhalb der Insel gegen Ende des Buches hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass mir der Kontext fehlt. Auch Clementine als Protagonistin hat mich überzeugt und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Des Weiteren sind auch die Nebencharaktere sehr vielfältig und überwiegend sehr sympathisch. Die gesamte Handlung scheint sich in einem oder zwei Tagen abzuspielen. Und obwohl es eigentliche keine langatmigen Passagen gibt und Ereignisse in schneller Taktung aufeinander folgen, hatte ich doch das Gefühl, dass manche Dinge in die Länge gezogen wurden. Auch hatte ich Mühe, wirklich ein Zeitgefühl für die Geschichte zu entwickeln. Andererseits kann man das natürlich auch als gelungenes erzählerisches Mittel sehen - wenn man als Leser das Gefühl bekommt, dass alles auf einen einprasselt und die Tage verschwimmen. So hat sich Clementine wahrscheinlich auch gefühlt. Hier möchte ich auch noch kurz betonen, dass trotz der vielen Ereignisse für mich auch die zwischenmenschliche Interaktion sowie Clementines Innenleben nicht zu kurz kamen. Noch eine Warnung an dieser Stelle: es kommen relativ viel Gewalt und Tod vor. Dies wird keineswegs bagatellisiert. Gerade Clementines Erschöpfung angesichts der Vielzahl an schrecklichen Geschehnissen in kurzer Zeit kam mir sehr realistisch und eindrücklich vor. Trotzdem ist das Ausmaß sehr groß. Immer wieder gibt es Schüler, die den gegenseitigen Tod in Kauf nehmend aufeinander losgehen - zugegebener Weise aufgrund der Wandlung in ihre paranormale Gestalt nicht bei vollständig klarem Verstand, aber trotzdem sehr erschreckend. Auch hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere in dieser Hinsicht sehr wenig differenziert dargestellt wurden. Es gab die „Guten“, Clementine und ihre Freunde, die sich wandeln ohne massives Gewaltpotential zu entwickeln und ihr Leben aufs Spiel setzten, um andere zu retten. Und dann gibt es die anderen Schüler, die „Bösen“, die bei jeder Wandlung zu versuchen scheinen, ihre Mitschüler umzubringen. Das kam mir doch sehr befremdlich vor und ich hätte mir ein paar mehr Zwischenstufen gewünscht. Empfehlung von meiner Seite daher für Urban Fantasy Leser, dich sich auch an einer etwas brutaleren Geschichte nicht stören.