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buchfan

Posted on 3.1.2025

Der Titel "Minus 22 Grad" hält was er verspricht: Ein Thriller, der für Gänsehaut sorgt. Mir gefällt besonders der sehr bildhafte Schreibstil des Autors, der die Szenen sehr intensiv vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Auch die Stimmung, Geräusche und Atmosphäre werden so sehr greifbar. Um was geht es: Die junge Studentin Laura verschwindet und wird in einem Käfig aus Glas gefangen gehalten. Sie hat eine Chance sich zu befreien, wenn sie das Rätsel ihrer Gefangenschaft lösen kann. Die beklemmende Situation, in der sich Laura befindet, ist sehr gut eingefangen und man fühlt sich als Leser fast selbst in diesem Glaskasten gefangen. Ganz besonders spannend fand ich die rasante Verfolgungsjagd zu Beginn des Buches. Laura bleibt mir zwar von ihren Interessen und ihrem Wesen fremd, aber in dieser Situation stieg auch mein Puls merklich an. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, immer wieder unterbrechen auch Tonbandaufnahmen die Handlung. Von wem stammen sie? Der zweite Erzählstrang rund um die zurückgezogen lebende Ariane und ihren mysteriösen Besucher Tom,, den sie aus einem Eisloch rettet, mag mich nicht wirklich zu überzeugen. Ariane ist ein sehr eigenwilliger Charakter, was mich allerdings gar nicht so stört. Immer wieder zeigt sie Empathie und Mitgefühl, insbesondere als sich zwei unerwartete Bewohner auf ihrem Grundstück in einem Wohnwagen niederlassen. Aber aus Tom werde ich nicht schlau, kann ihn bis zum Schluss nicht richtig einordnen und finde die Auflösung um seine Figur nicht wirklich überzeugend. Seine Motivation und Handlungsweisen finde ich wenig realistisch und nicht nachvollziehbar. Auf mich wirkt er bis zum Schluss wie ein Fremdkörper. Alle anderen Charaktere, der Ermittler Lukas, Lauras Mutter, selbst kleinere Randfiguren, die nur kurz auftauchen, finde ich sehr gelungen. Insbesondere die Episode mit dem Sportlehrer auch auch der Direktorin und der Putzfrau der Schule. Beide Handlungsstränge führen letztlich zusammen. Die Demaskierung des Entführers hatte ich ab einem gewissen Zeitpunkt so erwartet, daher fehlte mir hier der Überraschungsmoment. Die Hintergründe der Tat haben mich aber überzeugt und auch sehr berührt. Laura erscheint in einem völlig anderen Licht. Das letzte Kapitel gibt einen kleinen Ausblick auf einen weiteren Teil. Ich bin gespannt.

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