dajobama
Sturm – George R. Stewart Mein Problem mit diesem Roman ist eindeutig die falsche Erwartungshaltung, mit der ich die Lektüre begonnen habe. Ich dachte, ich hätte es mit einem der modernen Wissenschaftsthriller nach dem Vorbild von Schätzing etc. zu tun. Jedoch weit gefehlt. Dieses Buch kann man vermutlich gar nicht in ein Genre einordnen. Es ist weder Roman noch Thriller. Meist erinnert es eher an ein Sachbuch, aber auch das nicht durchgängig. Ganz klare Protagonistin dieses Werkes ist der Sturm Maria. Es gibt zwar ein paar menschliche Nebenfiguren, die bleiben aber recht blass. Der Autor hat scheinbar ein Faible für meteorologische/geologische Fakten. Sicherlich über die Hälfte des Buches besteht aus Texten wie diesem: „Bevor die Polarluft begonnen hatte, sich aus der Arktis zu ergießen, hatte eine tropische Luftmasse zwischen Hawaii und der nordamerikanischen Küste geruht. Während der Tage des polaren Ansturms blieb diese tropische Luft größtenteils intakt und unverändert. Die ungewöhnliche atmosphärische Aktivität im Norden hatte sie südwärts gedrängt,…“ „Die gewaltigen, stetigen Flüsse schneiden nur hier und da in ihre Ufer ein, andernorts schütten sie Auen auf oder strecken die langen Finger ihrer Mündungen in den Ozean.“ Auf den ersten Blick durchaus reizvoll und interessant, auf lange Sicht aber für mich persönlich zu viel. Vor allem weil ansonsten kaum etwas passiert. Wir begleiten also Maria von ihrer Entstehung irgendwo vor Japan bis zu ihrer Entladung über dem amerikanischen Kontinent. Neben der detaillierten Erläuterung diverser Luftströme geht es hier auch noch um die Auswirkungen von Maria. Telegraphenmasten müssen regelmäßig repariert werden, der Flugverkehr hat Schwierigkeiten. Die Arbeitsbedingungen und die große Verantwortung der Meteorologen ist ebenfalls ein großes Thema. Das Problem bei all der Technik ist nur, dass diese augenscheinlich nicht auf dem aktuellen Stand ist. Erst nach einer Recherche im Internet bin ich darauf gestoßen, dass dieser Roman des bereits 1980 verstorbenen Autors im Jahre 1942 veröffentlicht wurde. Das erklärt so einiges. Die wenigen Menschen, die auftauchen, scheinen dem Autor nicht besonders am Herzen gelegen zu haben. Einige werden gleich wieder dahingerafft, andere lässt er in keinem guten Licht erscheinen. Anfangs sind es immer nur kurze, wenige Seiten lange Schnipsel, die erst im Laufe des Romans einen Zusammenhang erkennen lassen. Aber es ist mühevoll. Tja, möglicherweise ist dies tatsächlich der erste Klima-Roman. Ich fand es nicht uninteressant, aber mir persönlich war es doch insgesamt etwas zu trocken. Am Ende ist es wohl eine Frage der Herangehensweise. Hätte ich das Buch gleich als Klassiker eingeordnet und gelesen, wäre mein Urteil möglicherweise gnädiger ausgefallen. 3 Sterne