marcello
Die „Seasons“-Reihe von Morgane Moncomble ist echt etwas für sich. Die Geschichten sind untereinander echt extrem unterschiedlich. Verschiedene Länder, verschiedene Stile, unterschiedliche Atmosphäre. Das hat durchaus seinen Reiz, weil es auch zeigt, was die junge Französin als Autorin drauf hat, aber es macht umgekehrt auch die Gefahr größer, dass einzelne Bände den individuellen Geschmack nicht treffen mögen. Band 1 gefiel mir zum Beispiel überhaupt nicht, während Band 2 mit dem Eiskunstlaufen gleich etwas anderes zu bieten hatte, was mich am Haken hatte. Wie ist es nun bei Band 3? Während Band 1 für mich abgedreht war, Band 2 eher süß-romantisch, ist Band 3 in der Konsequenz sicherlich der erwachsenste Band. „A Spring to Hope“ fängt schon ungewöhnlich an, indem das zentrale Pärchen, Cam und Nolia in einem gewaltigen Missverständnis aufeinandertreffen. Es war erst etwas schwer, sich in dem Chaos zu orientieren, auch weil Cams erstes Kapitel erst relativ spät kommt. Aber auch so fand ich die Figuren erst sehr schwer greifbar. Beide haben bis dato auch sehr ungewöhnliche Lebensgeschichten hinter sich, was sie von mir auch eher entfernt haben. Während es bei Cam schnell durchsichtig war, was seine Mutter mal war und wie er aufgewachsen ist, sind Nolias Familienverhältnisse etwas seltsam. Sie hat mit der Geburt ihrer Tochter mit ihnen gebrochen, aber was genau mit den Schwestern ist, wie da was zusammenkommt, alles undurchsichtig und leider auch nicht richtig ausgearbeitet. Man kann sich dazu was denken, wissen tut man es eher nicht. Irgendwann kommt der zentrale Zug in die Geschichte, indem Cam und Nolia ein Abkommen schließen. Die beiden Charaktere blühen miteinander auf, auch wenn sie das beide so nicht wollen, aber die Verbindung der beiden funktioniert doch sehr gut, so dass ich an ihnen als Paar immer mehr Spaß gefunden habe. Man hat auch schnell gemerkt, dass Cam mit ganz anderen Gefühlen an alles rangegangen ist, während sich Nolia wegen des Vaters ihres Kindes vieles verboten hat. Dennoch war es echt sehr überraschend, als dann ein großes Geheimnis aufgedeckt wird. Während es für mich zu Cam gepasst hat, ist es auf Nolia gemünzt aber doch arg seltsam. Natürlich könnte ich mir jetzt ganz tiefsinnige Gedanken machen, aber ich finde es nicht tiefsinnig, weil es nicht romantisch ist. Ich halte es für sehr logisch, dass Menschen, die genau richtig für sich sind, immer aneinander vorbeilaufen, weil sie noch nicht füreinander bereit ist, aber auf eine gewisse Art kann man bei Nolia und Cam so nicht argumentieren. Dementsprechend hat mir dieser Kniff in der Handlung wieder etwas vom Zauber genommen. Ein Kritikpunkt bleibt auch erhalten, weil er sich schon durch die ganze Reihe zieht. Die vier Blumenmädchen sind Freundinnen, das war immer gegeben, aber für mich kommt einfach zu wenig rüber, warum es genau die vier sind. Auch wenn die drei anderen in diesem Band auch wieder ihren Auftritt haben, aber es wirkt nicht so, wie ich es mir wünschen würde. Sie sind Teil vom Leben der anderen, aber irgendwie doch nicht. Umgekehrt hat mir aber gefallen, dass Nolias kulturelles Erbe eine so große Rolle spielen durfte. Das passiert doch viel zu selten, weil man es sich einfach macht, alles weiß zu machen oder die Hautfarbe/Kultur einfach keine Rolle spielt. Aber Nolia kommt aus einer stark hinduistisch geprägten Familie. Sie hat zwar ihren eigenen Weg gefunden, aber man merkt, wie sehr ihr Glaube sie auch zu der macht, die sie ist. Fazit: „A Spring to Hope“ ist als dritter Band der “Seasons”-Reihe wieder ein wildes Abenteuer, bei dem es schwer ist, einen richtig konstanten Eindruck zu gewinnen. Cam und Nolia haben sich mir als Paar ins Herz geschlichen, aber die große Wendung des Buchs fand ich seltsam, auch weil sie zu meinem Eindruck der beiden nicht gepasst hat. Die „Seasons“-Reihe bleibt so unterm Strich sehr speziell und ist sicherlich nicht Moncombles bestes Werk.