Petzi_Maus
anders als erwartet Die Geschichte beginnt spannend und gruselig mit einer Halloweenparty in unheimlich-beklemmendem Ambiente der abgelegenen Villa Obscura im Harz, um die sich eine düstere Legende rankt. Auf der Party wird diese dunkle Legende der Villa von einer alten Dame vorgetragen, man hat also schon beim Lesen Gänsehaut Feeling pur! Jane ist als Begleitung von Amadeus bei der Party dabei. Doch alle warten vergeblich auf die Hausherrin, die berühmte Fotografin Constanze. Nur zwei Männer in Morph-Suits servieren Häppchen und Getränke, und ein DJ spielt Musik. Sonst gibt es kein Personal. Gegen Mitternacht werden alle von den Morph-Typen in Shuttles manövriert und heimgebracht, nur Amadeus, Kiyoshi, der für Constanze arbeitet, das Model Linda und Constanzes Freundin und ebenfalls Fotografin Sarah sowie die drei Angestellten bleiben. Als Jane auch heimgebracht werden soll, schafft sie es, ungesehen dort zu bleiben. Leider wird sie schnell entdeckt - und dann beginnt der Alptraum für die restlichen Partygäste sowie DJ Émile - diese sechs werden von den beiden Männern in Morph-Suits festgehalten und am Dachboden eingesperrt. Die Geschichte wird aus Sicht der sechs Geiseln erzählt, immer abwechselnd. Normalerweise mag ich Perspektivwechsel, aber hier waren es so viele und so rasch hintereinander, dass es ermüdend war und ich manchmal gar nicht mehr wusste, aus welcher Sicht man nun liest. Auch waren diese Abschnitte jeweils immer viel zu kurz, um so richtig in die Gedanken und Gefühle der jeweiligen Erzähler eintauchen zu können. Der Klappentext hat bei mir leider eine falsche Vorstellung impliziert (obwohl es ja eigentlich gar nicht falsch dargestellt wurde). Aber unter "schicken sie auf einen lebensgefährlichen Trip durch das zerklüftete Gelände am Brocken" habe ich mir eine Art Escape Room bzw. Schnitzeljagd durch den Brocken vorgestellt. Allerdings waren die Geiseln jeweils nur kurz draußen. Und was da genau geschehen ist, hat man als Leser zuerst gar nicht erfahren - es kam also hier leider wenig Spannung auf. Auch, wonach eigentlich gesucht wird, fragt man sich lange Zeit. Die Morphs hingegen lassen Grusel aufkommen, da sie kein Wort sprechen und die Gefangenen konstant bedrohen. Spannend war das Interagieren der jeweils fünf am Dachboden verbliebenen Geiseln, da man durch deren Gespräche bröckchenweise mehr Infos erhält. Und bei den Ausbruchsversuchen hat man natürlich mitgefiebert, obwohl es teilweise unglaubwürdig war. Gut gefiel mir, dass alle Charaktere total unterschiedlich waren und polarisiert haben. Jeder hat Geheimnisse, die sich nach und nach aufdecken. Und v.a. Constanze, über die man ja nur aus Erzählungen der anderen erfährt. Und man ist natürlich ebenso wie die Geiseln neugierig, wo Constanze überhaupt abgeblieben ist. Weniger gut hingegen gefiel mir, dass es keine Jugendlichen waren, wie man aus Klappentext und der Einordnung des Buches als Jugendthriller erwartet hat, sondern junge Erwachsene. Bis auf das Alter von Jane (19) und Emile (18) erfährt man es von keinem - und ab 18 ist man ja bereits volljährig. Der Showdown war mir etwas zu viel und die Auflösung einerseits überraschend (mit einer wichtigen Botschaft!), aber dann doch teilweise etwas unglaubwürdig. Der Epilog hat mir gefallen, wie die Geiseln der Halloweennacht auch danach Kontakt halten und über alles resümieren. Fazit: Dieser Jugendthriller mit wichtiger Botschaft entwickelt sich anders als erwartet. Es gab spannende Stellen, allerdings auch Längen. Aber ein unterschwellig gruseliges Feeling hat man das ganze Buch über!