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Eine neue Familie Constanze zieht nach einer Veränderung in ihrem Leben in eine WG. Sie trifft auf Jörg, Anke und Murat. Sie lebten bisher zu dritt, haben sich aber entschlossen, ein weiteres Zimmer in der WG zu vermieten. So trifft Constanze auf eine eingeschworene Gemeinschaft und die Karten werden neu gemischt. Wer sind diese 4 Menschen, die in dieser WG aufeinandertreffen? Da gibt es als den Wohnungseigentümer Jörg, ein ehemaliger Journalist und Ende 60, der nach dem Tod seiner Frau nicht alleine in seiner Wohnung leben möchte und sie deshalb in eine WG umfunktioniert. Gerade in Hamburg eine sehr gute Idee, denn in großen Städten bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist eine recht große Aufgabe und so wird sich die Idee einer WG in der nächsten Zeit sicherlich einer größeren Beliebtheit erfreuen. Weiter gibt es in der WG den lebenslustigen Murat, eine absolut sympathische Figur, einerseits erscheint er als das Herz und die Seele der WG, andererseits merkt man dem Charakter an, dass er auch gern Probleme nicht sehen möchte, sie einfach weglächelt. Er ist Mitte 50 und IT-Spezialist, doch ist er ein Genussmensch, was sich sonst in der IT-Welt wenig findet. Er bewirtschaftet den Garten von Jörg und kocht für die WG, spielt sehr gern Fußball, ist ein wunderbarer Charakter. Dann gibt es noch Anke, auch Mitte 50 und Schauspielerin. Also sie war Schauspielerin und jetzt, mit Mitte 50 wird sie nicht mehr gebucht. Das ist etwas, was mit Anke natürlich etwas macht. Sie ist an einem Wendepunkt, ist frustriert, verständlicherweise frustriert, muss sich neu sortieren. Ebenso muss sie ihre Sonderstellung als einzige Frau in der WG aufgeben, „muss ihre Männer teilen“. Constanze ist Mitte 30, arbeitet als angestellte Zahnärztin und hat sich gerade von ihrem Freund getrennt, da seine Lebensplanung mit ihrer nicht zusammenpasst und sich deshalb unüberwindbare Abgründe auftaten. 4 unterschiedliche Menschen in verschiedenen Lebensphasen treffen hier in dieser WG zusammen und bilden eine Wohnverwandtschaft. Sie haben einen Vorteil, sie sehen sich und begegnen sich gleichwertig, für Egoisten sind WGs glaub ich die völlig falsche Entscheidung. Mit einem Egoisten wird nie eine Wohnverwandtschaft entstehen. Darum prüfe man, wenn man hineinlässt, ins eigene Leben und auch in eine WG. Hier ist gut geprüft worden und so kommt auf die Wohnverwandten eine harte Zeit zu, denn Jörg erscheint so nach und nach verändert, sein Traum, eine Reise mit dem Bulli nach Georgien, die er eigentlich genau jetzt unternehmen wollte, rückt immer weiter weg und auch Jörg bewegt sich immer weiter weg. Schon mit „Der Pfau“, „Mein Helgoland“ und „Laufen“ hat sich Isabel Bogdan in mein Herz geschrieben und auch mit diesem Roman hier trifft sie mich. Man möchte mehr von diesen Charakteren. Aber „Laufen“ ist für mich immer noch das Highlight, denn an dieses „Laufen“ kommen die „Wohnverwandtschaften“ nicht heran. Wird aber auch schwierig, wie ich finde. Und man muss auch nicht an „Laufen“ herankommen. „Wohnverwandtschaften“ habe ich sehr gern gelesen, die Charaktere sind einem schnell nahe und am Ende des Buches war ich verblüfft. Was schon zu Ende? Schade! Ich wäre gern noch ein Stück Weg mit euch gegangen. Gelesen wurde das Buch von der Autorin selbst, Isabel Bogdan, von Katharina Wackernagel, Heikko Deutschmann und Serkan Kaya. Weitere Stimmen sind Lavinia Wilson, Julian Horeyseck, Gabriele Blum, Oliver Kube und Marian Funk. Ein gelungenes Hörbuch, kann ich nur empfehlen.