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hyperventilea

Posted on 16.12.2024

Von Mitbewohnern, Freunden und (Wahl-) Familie - ein tragikomischer Roman mit viel Herz „Ich vermisse mein Leben. Aber ich habe eine tolle Frau im Arm, und ein Hund ist eifersüchtig. Es war meistens ein schönes Leben. Und es soll schön bleiben.“ Nachdem Constanzes Beziehung mit ihrem Freund zerbricht, zieht sie übergangshalber in eine WG. Hier wohnen der Rentner Jörg, der demnächst auf eine große Reise gehen will, Anke, die wegen ihres Alters als Schauspielerin nicht mehr gefragt ist, und Murat, der alles leicht nimmt und in den Tag hineinlebt. Was zunächst als Zweckgemeinschaft beginnt, bekommt für Constanze eine immer größere Bedeutung, entwickelt sich für sie fast zu einer Familie. Als Jörg geistig immer mehr abbaut und zunehmend auf Hilfe angewiesen ist, stehen die WG-Bewohner vor einer schweren Entscheidung…. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive der vier Mitbewohner erzählt, meist in der ersten Person. So bekommen die Leser einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren, erhalten verschiedene Sichtweisen auf die Wohngemeinschaft. Der Sprachstil ist der jeweiligen Person, die gerade schreibt, angepasst, wirkt dabei stimmig und authentisch. Jörgs Probleme mit seinem Gedächtnis werden beispielsweise in den von ihm verfassten Textpassagen sehr offensichtlich. Die vielfältige, abwechslungsreiche Personenkonstellation finde ich sehr spannend und gelungen. Constanze arbeitet in einem soliden Beruf, als Zahnärztin, hat konventionelle, klare Vorstellungen, wie ihr Leben laufen soll. Doch dann kommt die Trennung und sie muss völlig neu anfangen. Murats lockere Einstellung steht im Gegensatz zu Constanzes. Was für Constanze nur ein Übergang ist, ist für ihn ein Dauerzustand. Er zieht im Schrebergarten sein eigenes Gemüse, kocht mit Leidenschaft, feiert gerne und hat keine konkreten Ziele, möchte nur das Leben genießen. Schauspielerin Anke findet kein Engagement mehr, sie hadert mit dem Älterwerden und steckt in einer unbefriedigenden Beziehung fest. Anke ist pleite und auf Jörgs finanzielle Unterstützung angewiesen. Dieser ist der Hauptmieter. Früher lebte er mit seiner Frau und seinem Sohn zusammen, doch nun ist seine Frau tot und sein Sohn lebt ihn Frankreich. Jörg verliert immer mehr seine Erinnerungen und braucht nun jemanden, der sich um ihn kümmert. Nun zeigt sich, was seine WG wirklich wert ist... Auch tragische, traurige Umstände wie Krankheit können durchaus etwas Positives bewirken. Isabel Bogdan erzählt auf einfühlsame, leichte und humorvolle Weise, wie sich die Mitbewohner einander annähern, sie werden unter traurigen Bedingungen Freunde und mehr. „Wohnverwandtschaften“ zeigt eindrucksvoll, dass es an uns selbst liegt, wie sehr wir andere an uns heranlassen. Familie, Verantwortung und Zusammenhalt haben dabei nicht immer etwas auch mit Verwandtschaft zu tun. Man kann sich seine Familie durchaus auch selbst wählen. In Zeiten der Einsamkeit eine wirklich schöne, Zuversicht spendende Vorstellung. Ich habe die humorvolle, unterhaltsame, tragische wie komische Geschichte sehr gerne gelesen. Trotz aller Schwere und Problematik auch eine Wohfühllektüre mit Herz, die gute Laune macht.

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