julemaus94
Ist es Liebe? Die zentrale Frage des ganzen Romans: Ist es Liebe? Liebe zwischen der Protagonistin und ihrem "Brieffreund". Selbstliebe, die sie für sich selbst empfindet. Liebe, die man als Lesende zu ihr entwickelt. Hannah ist gelangweilt von ihrem Leben, enttäuscht von sich selbst (auch wenn sie sich das nicht eingestehen kann). Stattdessen hängt sie seit 10 Jahren in ihrem ungeliebten Job fest, kann keine dauerhafte Beziehung zum männlichen Geschlecht aufbauen und ihre Freundinnen verlassen sie nach und nach. Da kommt das Verschwinden einer jungen Frau gerade recht. Endlich etwas, worin sie sich vertiefen kann, wo sie sich reinsteigern kann. Vor allem als nach und nach weitere Frauen verschwinden und an genau der gleichen Stelle wieder auftauchen wie die erste Leiche. Es gipfelt in einem Briefwechsel mit Anwalt William, den man bald als Mörder verhaftet. Hannah ist eine ganz klar psychisch kranke Frau, die sich in obsessive Beziehungen hineinsteigert, bis hin zum Stalking. Das zeigt sich allein schon in ihrer aufkeimenden Beziehung zu einem Serienkiller. Man kann zu ihr keine positive Verbindung aufbauen, aber das soll man vermutlich auch nicht. Die ganze Geschichte lässt einen vielmehr zum ungewollten Voyeur werden. Zum Beobachter einer Frau, die immer mehr die Kontrolle über ihr Leben verliert und sich stattdessen in eine ebenso aussichtslose und ungesunde Beziehung zu diesem Mann und seiner Familie verrennt. Ist es realistisch? Ich hoffe nicht. Ist es glaubwürdig? Nicht immer, vor allem je mehr man sich dem Ende nähert. Ist es unterhaltsam? Und wie! Fesselnder Erzählstil und eine Geschichte wie ein Unfall, bei dem man einfach nicht wegschauen kann.