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Posted on 9.12.2024

*Eine faszinierende Reise in die Welt der Tiefsee* Das Sachbuch "Leuchten am Meeresgrund. Aus dem Logbuch der ersten Tiefsee-Expedition" vom US-amerikanischen Schriftsteller, Journalist und Übersetzer Brad Fox widmet sich mit den bahnbrechenden Tiefsee-Expedition von William Beebe im Jahr 1930 einem faszinierenden Kapitel der Meeresforschung. Diese Pionierarbeit in den Tiefen der Ozeane läutete eine revolutionäre Epoche der bemannten Tiefseeforschung ein und markierte einen Wendepunkt in unserem Verständnis der marinen Welt, ähnlich wie der erste Schritt des Menschen auf dem Mond die Raumfahrt für immer veränderte. In einer außergewöhnlichen Mischung aus Fakten-basierter Dokumentation und fiktiver literarischer Erzählung bringt uns Fox diese historischen Meilensteine, die der Wissenschaft völlig neue Horizonte eröffneten, nahe. Im Mittelpunkt steht der renommierte amerikanische Wissenschaftler und Pionier William Beebe, und seine bemerkenswerten Tauchgänge vor der Atlantikinsel Nonsuch bei den Bermudainseln. In der eigens von Otis Barton entwickelten Tauchkugel „Bathysphäre“ gelang es ihm und seinem Team in bislang unerreichte Tiefen des Ozeans vorzudringen und dabei ein völlig unbekanntes Ökosystem zu erkunden. Mit seinen lebendigen, eindrucksvollen Schilderungen Fox gelingt es in seinen vielversprechenden ersten Kapiteln hervorragend, uns nicht nur mit auf eine fesselnde und bizarre Reise in die atemberaubend fremde Welt der Tiefsee zu nehmen, sondern uns an seiner Pionierarbeit und spannenden wissenschaftlichen Entdeckungen teilhaben zu lassen. Gemeinsam mit ihm tauchen wir tief ein in den menschlichen Forscherdrang und erleben die Faszination für eine noch unerforschte Welt, die noch kein Mensch zuvor gesehen hatte. Gekonnt fängt Fox die überwältigenden Sinneseindrücke ein, die Beebe bei seinen Tauchgängen Abstieg in die unbekannten Tiefen erlebte. Neben atemberaubenden Entdeckungen von nie zuvor gesehenen Kreaturen begegnet er den sich verändernden und kaum in Worte zu fassenden Farben der Dunkelheit, sich verändernden Lichtspielen in der Tiefe sowie den plötzlich auftretenden Biolumineszenen in der faszinierenden Unterwasserwelt mit Verwunderung und großer Ehrfurcht. Während die anfänglichen Kapitel fesselnd sind, offenbart sich im weiteren Verlauf eine gewisse Inkonsistenz in der Erzählstruktur, die mein Leseerlebnis insgesamt merklich schmälerte. Durch die Aneinanderreihung recht kurzer Kapitel, die oft ohne erkennbare chronologische oder thematische Verbindung nebeneinanderstehen, erschwert es dem Leser, einem klaren roten Faden zu folgen. Der Autor zeichnet nicht nur Beebes bahnbrechende Tiefseeexpeditionen nach, sondern bettet diese zugleich in einen breiteren Kontext ein. So verwebt er gekonnt nüchterne wissenschaftshistorische Betrachtungen mit fesselnden biographischen Einblicken in Beebes Leben und das seiner Weggefährten sowie bemerkenswerte Begegnungen mit prägenden Persönlichkeiten wie Charles Darwin oder Theodore Roosevelt. Auch beleuchtet er die damaligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die persönlichen Motivationen der Forscher. Fox versteht es hervorragend, die aus verschiedenen Quellen akribisch recherchierten Fakten, Informationen aus den Expeditionstagebüchern und historischen Hintergründe ansprechend und spannend zu präsentieren. Ein besonderes Highlight sind die zahlreichen historischen Schwarz-Weiß-Fotografien, anschaulichen Illustrationen, die teilweise von Beebes wissenschaftlicher Assistentin und Geliebten Gloria Hollister angefertigt wurden, sowie die eindrucksvollen Farbzeichnungen, die von der Künstlerin Else Bostelmann auf Basis von Beebes Beschreibungen entstanden. Trotz einiger Schwächen gewährt uns das Buch faszinierende Einblicke in die Entwicklung der Meeresbiologie und Tiefseeforschung. Auch die menschliche Seite der wissenschaftlichen Entdeckungen wird von Fox anschaulich und eindrucksvoll vermittelt. Insgesamt ist es Fox gelungen, William Beebe nicht nur als Wissenschaftler, sondern als komplexe Persönlichkeit zu porträtieren und seine außergewöhnliche Arbeit in den größeren gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenhang zu stellen. Das Werk wird durch einen äußerst sorgfältig zusammengestellten Anhang komplettiert, der dem wissenschaftlich interessierten Leser eine Fülle zusätzlicher Informationen bietet. Hierin finden sich ausführliche Anmerkungen zum verwendeten Quellenmaterial, einer umfangreichen Bibliografie, die für weiterführende Recherchen genutzt werden kann sowie einem Bildnachweis. Bedauerlicherweise verzichtet der Autor auf ein Nachwort, das möglicherweise eine abschließende Reflexion und Erläuterungen zur thematischen Konzeption hätte bieten können.

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