sophiesyndrom
Schon länger wollte ich ein Buch von Ann Liang lesen und die Neuerscheinung „A Song to Drown Rivers“ war da schlicht eine wunderbare Gelegenheit. Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen, allein schon deswegen, weil wir es hier mit einer Aufbereitung historischer Ereignisse zutun haben, mit denen ich mich bisher nicht beschäftigt habe. Es geht um die Legende einer Frau namens Xi Shi, gesegnet mit einer unglaublichen Schönheit, die dafür genutzt werden soll, ein Königreich zu stürzen. In der Neuinterpretation von Ann Liang wird der wunderschönen Xishi das Angebot gemacht, König Fuchai, den Herrscher des verfeindeten Königreichs Wu, zu verführen und zu Fall zu bringen. Xishi nimmt an, da sie darin eine Gelegenheit sieht, den Tod ihrer kleinen Schwester durch Wu-Soldaten zu rächen, und lässt sich von Berater Fanli des Königs Goujian von Yue zur Spionin ausbilden. Eine Entscheidung, die sie ihrer ersehnten Rache näherbringt, aber auch dem Verlust ihres Herzens. Was hier so episch klingt, war es schließlich auch. Aber leider konnte mich nicht alles an der Umsetzung überzeugen. Der Grund dafür lag hauptsächlich am gewählten Erzähltempo. Auch wenn die Zeitsprünge gut gesetzt und der Handlung dienlich waren, wären intensivere Tiefgänge an manchen Stellen sehr schön gewesen. So konnte ich anfangs die Anbahnung der Gefühle zwischen Xishi und Fanli nicht ganz mitreißen, wobei sich das zum Ende hin auch wieder wandeln konnte. Generell hätten einzelne Handlungselemente mehr Raum einnehmen können, um noch mehr Atmosphäre einzufangen. So fühlte sich manches leider etwas gehetzt an und manche Emotionen erreichten nicht die Tiefe, die sie hätten einnehmen können. Dennoch habe ich die Geschichte sehr gern verfolgt, was besonders Liangs Schreibstil zuzuschreiben ist. Dieser passte wunderbar zu den historischen Hintergründen und der epischen Aufbereitung. Sie wählte wirklich schöne Wörter und Satzkonstruktionen, um Szenen, Empfindungen und Figuren zu beschreiben. Gerade deswegen hätte ich so gern mehr davon gelesen. Liangs große Stärke kam für mich vor allem in der Beschreibung von Kampfszenen zur Geltung. Diese waren so geschrieben, dass man regelrecht an den Buchstaben hing. Ann Liang verknüpft in ihrem Buch eine spannende Legende und ihre verschiedenen Auslegungen mit einer herzzerreißenden Liebesgeschichte. Es ist in meinen Augen eine gelungene Umsetzung und ich habe mich etwas schwergetan, eine abschließende Meinung zu diesem Buch zu finden, da es mir auf der einen Seite so gut gefiel, aber es auf der anderen Seite manche Dinge gab, die mir gefehlt haben. Sicher weiß ich allerdings, dass es nicht mein letztes Buch von Ann Liang gewesen sein wird.