Ladybug
Süße Klassiker und wiederentdeckte Schätze Manchmal ist es schon erstaunlich. Ich habe für mich gerade entdeckt, dass ich die alten Rezepte viel mehr mag, als die ganz modernen, die hippen, die verrückten, die total überkandidelten. Ob beim Backen oder Kochen, ich habe gerade den Trend, fast vergessene Rezepte wiederzubeleben. Und da begegnet mir dieses Buch, das genau diesen Trend quasi bestätigt, nur mit der Ausgangssituation eines uralten Backbuches der Zuckerbäckerin Therese Schulz, das Bernadette Wörndl im Grunde übersetzt und für heutige Backstuben verständlich neu aufpoliert zusammengefasst hat. Herrlich! Natürlich gibt es eher keine großartigen Überraschungen, reisen wir doch in die Vergangenheit. Doch genau da liegt die Glückseligkeit. Die guten, bekannten, geliebten Rezepte, die auch mal aufwändiger sind und damit auch wieder dafür sorgen, dass man entschleunigt und sich ganz auf das Backen konzentriert. Gekrönt wird das Buch durch die herrlichen Fotos, nicht nur von den Backwaren, sondern auch dem alten Wien und Ausschnitten aus den Originalrezepten. Passend zu allem werden die Backwaren mit altem Leinen, altem Geschirr und altem Besteck dekoriert, sodass man sich ganz leicht ins Wien vor einhundert Jahren versetzen kann. Die Texte sind voller Herzenswärme und stimmen genau richtig ein. Die Rezepte starten nie ohne kleine Geschichte zum Backwerk. Neben den Zutatenlisten für die einzelnen Komponenten finden sich dann die nötigen Arbeitsschritte. Angaben zu Nährwerten darf man nicht erwarten. Das wäre bei diesen Gaumenfreuden auch sehr deprimierend. Dass die Backwerke nicht diätgeeignet sind, weiß man doch auch so, oder? Und wer hat vor einhundert Jahren schon nach Zucker, Fett und Kohlenhydraten gefragt? Für mich ist das stimmig. Passt scho! Zu diversen Themen, wie z.B. Biskuitrollen oder Tortenfüllen, gibt es eigene ausführliche Erklärungen mit Fotostrecken. Das ist sicher auch für geübte Bäcker/innen eine Hilfe. Anfänger werden insgesamt eher nicht zu diesem Buch greifen, obwohl ich finde, dass sie sich das schon trauen dürfen. Es ist gut verständlich und macht ehrgeizig, weil man die aufwändigeren Gebäcke unbedingt kosten möchte. Ja, ich bin begeistert, ganz klar. Der Untertitel trifft es auf den Punkt. Daher gebe ich auch gern die vollen fünf Sterne.