nimmerland_kinderbuchhandlung
Ein Buch, das mich richtig umgehauen hat. So etwas habe ich noch nie gelesen! Silas wächst mit seinem Vater in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Mittleren Westen der USA auf einer einsamen Farm auf. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, aber sein Vater kümmert sich liebevoll um den ungewöhnlichen Jungen. Außerdem gibt es ja noch Mittenwool, Silas' allerbesten Freund. Mittenwool ist ein Geist. Jawohl, Sie haben richtig gelesen, kein unsichtbarer Freund, keine Einbildung, sondern ein Geist, der Silas begleitet und so gut es geht, beschützt. Eines Nachts tauchen Banditen auf, die Silas' Vater entführen. Silas ist verzweifelt, aber am nächsten Tag taucht "Pony" auf, ein schwarzes Pferd mit weißem Kopf, und dies nimmt Silas als Zeichen, dass er seinen Vater suchen soll. Begleitet von Mittenwool macht sich Silas auf den Weg, einen Weg, der abenteuerlich werden wird, gefährlich und unglaublich. Und der ihm Begegnungen bringen wird mit Menschen, die gemein sein werden, die ihn betrügen werden, aber auch solchen, die sich für ihn und seinen Vater einsetzen werden. Auch hier wird sich zeigen, dass Silas die Geister Verstorbener sehen und mit ihnen kommunizieren kann. Was das Buch neben der ungewöhnlichen Story so besonders macht, ist die Diskrepanz zwischen dem Spiritismus des 19. Jahrhundert und der gleichzeitigen Fortschrittsgläubigkeit. Denn Silas' Vater begeistert sich für die von ihm entwickelte Eisentypie, eine frühe Form der Fotografie. Davon zeugen auch die ausgesprochen athmosphärischen, zeitgenössischen Fotos, die den Kapiteln vorangestellt sind. Fotos, die die Autorin auf Flohmärkten gefunden hat, und die sie zu dem Roman inspirierten. Ungewöhnlich, fantastisch ohne Fantasy und für Leser ab 11 Jahren geeignet, die sich auf Neues einlassen mögen. (SL)