Bücherwürmchen
Puh, was soll ich sagen? Ich hatte mich sehr auf „Sweet Nightmare“ von Tracy Wolff gefreut. Die Inhaltsangabe und auch die Leseprobe haben mir wirklich sehr gefallen, weshalb ich eigentlich der Meinung war, dass mir auch das Buch definitiv zusagen wird. Dem war aber leider nicht so. Positiv hervorzuheben ist in jedem Fall der Schreibstil der Autorin. Dieser ist locker-leicht, emotional und auch humorvoll. Dieser in Kombination mit den ungewöhnlich kurzen Kapiteln sorgte dafür, dass man das Buch geradezu wegatmen konnte. Die Geschichte hatte so viel Potenzial, aber leider wurde dieses so gar nicht ausgeschöpft. Ich denke, dass ein wirklich großes Problem der Handlung die Tatsache war, dass das Buch auf knapp 650 Seiten in 24 Stunden spielt. Das sorgt dafür, dass viele Aspekte der Story nicht nachvollziehbar und teilweise sogar unlogisch sind. Es gab keinen Raum zur Entfaltung – weder für die Figuren noch für die Handlung als solches. Die Protagonistin Clementine hat die Insel, auf der die Calder Academy liegt, noch nie verlassen. Eine Barriere sorgt dafür, dass die Schüler ihre Fähigkeiten nicht verwenden können. Das bedeutet, dass Clementine noch nie in ihrem Leben ihre Fähigkeiten (die einer Mantikore) verwendet hat. Als ein Sturm aufzieht und dafür sorgt, dass die Barriere reißt, erhalten die Schüler ihre Fähigkeiten zurück und nach zwei, drei Versuchen beherrscht Clementine diese nahezu perfekt. Das ergibt keinen Sinn, da sie nicht mal Hilfe einer anderen Mantikore erhält. Das gleiche gilt für ihre Special Fähigkeiten, die sie eigentlich gar nicht haben dürfte. Dann gibt es die Beziehung zu Jude – einem Traumdaimon. Es handelt sich um eine Second Chance Romanze. Als Kinder waren beide beste Freunde, haben sich vor drei Jahren geküsst und dann hat er sie geghostet. Drei Jahre haben sie kein einziges Wort miteinander gewechselt. Sie hasst ihn dafür, sie im Stich gelassen zu haben. Aber diese Gefühle schüttelt sie innerhalb weniger Stunden ab und plötzlich ist es wieder die große Liebe. Second Chance Romance schön und gut, aber diese Entwicklung von 0 auf 100 ist einfach extrem unglaubwürdig. Ich verstehe schon etwas die Intention hinter dem Aufbau der Handlung, aber dieser ist aufgrund der eben genannten Aspekte etwas nach hinten losgegangen. Hätte man die ersten 50% des Buchs de Fokus auf das „vor dem Sturm“ gelegt (vllt wenigstens ein paar Wochen), hätte das alles besser funktioniert. Durch diesen extrem engen Zeitrahmen schaffen es die Figuren natürlich auch immer binnen weniger Minuten alle Rätsel und Geheimnisse aufzudecken. Weil mehr Zeit gibt die Handlung ihnen nicht. Das hat für mich das Lesevergnüngen leider extrem getrübt. Ich werde dem zweiten Band vielleicht eine Chance geben. Die Protagonisten wechseln pro Band der Reihe wohl und ich fand die Drachenwandlerin und die männliche Sirene hier im Buch ganz cool – die beiden sind dann die Protas im zweiten Band. Und wer weiß? Vielleicht spielt Band 2 dann wenigstens in 72 Stunden 😉