feliz
Ich bin sehr zwiegespalten, was das Cover angeht. Nachdem ich die Geschichte gelesen habe, verstehe ich durchaus, warum es gewählt wurde, aber ich hätte ihm in der Buchhandlung vermutlich keinen weiteren Blick gegönnt, dafür ist es mir zu unruhig, zu unverständlich. Die Story gefiel mir da schon sehr viel besser: Seit sie denken kann, wird Laelia de Bleu darauf vorbereitet, an den Jagdspielen in den fünf Fürstentümern teilzunehmen. Als Adelige muss sie auf der Insel Arc de Ciel einen ihr zugeteilten Bürgerlichen mit ihren Farben zeichnen und ihn so zum Gehorsam zwingen, nur dann wird sie in den Kreis der Adeligen aufgenommen. Doch als ihr Los an der Reihe ist, wird ihr nicht die Rolle einer Jägerin, sondern die einer Gejagten zugewiesen und ausgerechnet ihre große Liebe Laurent de Vert soll sie jagen und zeichnen. Das Beste, auf das sie nun hoffen kann, ist es, die Jagd unbeschadet zu überstehen und ein Leben als Liberté zu führen, als freie Bürgerin, die aber nicht mehr der Oberschicht angehört, doch dann würde sie Laurent für immer verlieren. Während sie noch nach einem Ausweg sucht, trifft sie auf andere Gejagte und muss sich fragen, ob nicht ihr ganzes Leben eine Lüge gewesen ist. Ich fand die Idee der Geschichte extrem vielversprechend und obwohl sie letztlich in einem Zug durchgelesen habe, konnte sie mich nicht komplett überzeugen. Das liegt allerdings nicht an dem Schreibstil. Dieser hat mich ab einem bestimmten Punkt so gefesselt, dass ich unbedingt weiterlesen musste. Allerdings habe ich ein wenig gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen, weil ich zu Beginn wirklich Zeit gebraucht habe, um in die Geschichte und die Welt zu finden. Das ist für mich auch die größte Schwäche des Buches. Ich hatte nie so richtig das Gefühl, die Regeln der Welt richtig verstehen zu können, was auch daran liegt, dass die Handlung zu einem großen Teil auf einer Insel spielt, wo die Regeln der äußeren Welt nicht oder nur zum Teil gelten, sodass ich nie das Gefühl hatte, zu verstehen, warum manche Handlungen so erschreckend waren. Ich habe es ein bisschen besser zu verstehen gelernt, als man zunehmend mehr über die anderen Gejagten gelernt hat, aber bis man an diesem Punkt ist, dauert es eine ganze Zeit und bis dahin hatte ich oft das Gefühl, nur einen Teil der Geschichte zu begreifen. Dennoch haben die Charaktere es geschafft, einen Teil davon wieder wettzumachen. Ich hatte zu Beginn meine Probleme mit Laelia, weil sie sich nie Gedanken über die Folgen der Jagdspiele für andere gemacht hat, obwohl sie trotz ihrer Stellung als Adelige immer von Bürgerlichen umgeben ist, die ihr als Zofe und Dienerinnen sogar recht nahe stehen. Sie wirkt dadurch wirklich sehr verwöhnt und ich hatte Schwierigkeiten mit diesem Verhalten. Allerdings wird schnell deutlich, dass sie bereit ist, umzudenken und sich für das einzusetzen, was ihr wichtig ist. Sie ist mir vielleicht deswegen noch mehr ans Herz gewachsen. Allerdings hätte ich sie gerne mehr vor den Jagdspielen und in Kombination mit Laurent erlebt. Er war für mich die meiste Zeit der Geschichte einfach nur ein Name und ist nicht, im Gegensatz zu Laelia, zu einer richtigen Person herangewachsen. Zum Glück ist das mit den anderen Gejagten nicht der Fall. Ich habe das ganze Buch über mit ihnen mitgelitten und wollte, dass sie die Spiele überstehen und frei sind, auch wenn ich wusste, dass es für andere dadurch zu Konsequenzen kommen würde. Alles in allem hat mich das Buch ab einem gewissen Punkt extrem gefesselt und ich konnte es kaum aus der Hand legen, allerdings wirkte die Welt und ihre Regeln manchmal zu wenig ausgearbeitet. Dadurch habe ich manchmal manche Entwicklungen in ihrer Schwere nicht im ersten Augenblick begreifen können und das hat für mich die Emotionen, trotz meiner Verbindung zu den Protagonisten, nicht immer perfekt rüberbringen können.