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Gratulieren müsst ihr mir nicht – Lilli Polansky Dies ist der autofiktionale Krankheitsbericht der Autorin Lilli Polansky. Sie erzählt ihre Geschichte sehr plastisch und fesselnd. Es ist berührend und interessant. Dennoch ist es nicht mehr und nicht weniger als ihre Lebens-/Krankengeschichte. Ein Roman ist das sicherlich nicht. Mit zwanzig Jahren ereilen Lilli gleich mehrere gesundheitliche Schicksalsschläge. Zuerst wird ein gutartiger Gehirntumor festgestellt; kurz darauf wird ihr in einer größeren OP ein Herzschrittmacher eingesetzt; dann benötigt sie auch noch eine große Darm-Operation. Sehr nachvollziehbar schildert sie ihre Gefühle und das verlorene Vertrauen in ihren eigentlich noch sehr jungen Körper, der sie da plötzlich im Stich lässt. Kein Wunder, dass schließlich noch psychische Probleme dazukommen – all die traumatischen Erlebnisse wollen erst noch verarbeitet werden. Frau Polansky hat einen sympathischen Schreibstil, dem man gerne folgt. Es geht zum großen Teil um körperliche Beschwerden, Krankenzimmergeschichten und Arztbesuche. Nicht zuletzt geht es auch um die psychischen Begleiterscheinungen dieser schweren, lebensbedrohlichen Erkrankungen. Sicherlich hatte auch das Niederschreiben all dieser Dinge für die Autorin einen therapeutischen Hintergrund. Manche Fakten und Gefühle tauchen auch wiederholt auf. Generell ist es keine strikt chronologische Erzählweise. Nicht ganz nachvollziehen konnte ich, warum so viele Geschichten aus Lillis Kindheit und Jugend eingeschoben wurden. Aufgrund ihrer Dyskalkulie war sie immer eine unsichere Schülerin, die sich auch mit Freundschaften nicht leicht tat. Ja, das geht vielen so. Teilweise recht banale Geschichten, die für mich mit der Krankengeschichte nichts zu tun hatten. Eine interessante Krankengeschichte, deren Bericht wohl eher für die Autorin einen therapeutischen Wert hat, aber kein Roman. 3 Sterne