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dajobama

Posted on 28.11.2024

Die Vegetarierin – Han Kang Ein verstörendes Meisterwerk, das seltsam vage bleibt und auf nicht einmal 200 Seiten eine unheimliche Kraft entfaltet. Han Kang erhielt 2024 den Nobelpreis für Literatur. Yong-Hye verhält sich seltsam. War sie doch immer die angepasste und brave Ehefrau und Tochter, möchte sie nun plötzlich kein Fleisch mehr essen. Überhaupt isst sie immer weniger und dann trägt sie plötzlich keinen BH mehr! Im strengen Südkorea, in dem keinerlei Schwächen oder Abweichungen von der Norm erlaubt sind – ein No Go. Erzählt wird vom schleichenden Niedergang Yong-Hyes in drei Teilen. Erst berichtet ihr Ehemann, der völlig fassungslos ist. Dann spricht ihr Schwager, der ein plötzliches künstlerisches und sexuelles Interesse an seiner Schwägerin und deren Mongolenfleck entdeckt. Schließlich versucht im letzten Teil ihre Schwester, einen Ausweg zu finden bzw. den Ursachen auf den Grund zu gehen. Die eigentliche Protagonistin selbst kommt nicht zu Wort, was symptomatisch ist. Denn im Prinzip interessiert es niemanden, wie es ihr wirklich geht – sie soll einfach nur funktionieren und ihre Pflicht erfüllen. Es ist eine düstere Geschichte, denn der Zustand Yong-Hyes verschlechtert sich zusehends. Die Handlung ist mutig und feministisch. Bald schwant es dem Leser, dass das eigentliche Problem die patriarchalische Struktur der Gesellschaft ist. Bereits in der Kindheit der väterlichen Gewalt ausgesetzt, wurde von Yong-Hye ihr Leben lang nur absoluter Gehorsam und Unterordnung verlangt. Sämtliche Entscheidungen werden von Männern getroffen. Die eigene Nahrungsaufnahme ist der einzige Punkt, den sie voll und ganz in der eigenen Hand hat. Gerade in den ersten beiden Teilen (von Männern erzählt) wird erschreckend klar, wie selbstverständlich Gewalt und Vergewaltigung in der Ehe und Gesellschaft hier sind – komplett ohne Unrechtsbewusstsein. Die Sprache ist recht knapp und einfach gehalten. Es entsteht ein deutlicher Lesesog. Viele Dinge werden nur angedeutet und wirken dadurch umso stärker. Ein sehr intensives, wenn auch schwer verdauliches Leseerlebnis. Der Nobelpreis wurde hier auf jeden Fall an die richtige Autorin vergeben. 5 Sterne

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