Fina
Gestaltung: Die Gestaltung der deutschen Ausgabe ist wunderschön geworden. Erst einmal habe ich mich total gefreut, dass es sich um ein Hardcover handelt. Zudem hat es aber auch noch eine Gestaltung auf dem nackten Hardcover und illustrierte Innenklappen mit den beiden Protagonisten und einer Landkarte drauf. Ich freue mich, dass das Originalcover übernommen wurde, dieses ist einfach sehr schön und fängt die Atmosphäre der Geschichte gut ein. Darum geht's: Zafira ist der Jäger ihres Kalifats, doch in Wahrheit ist sie eine Jägerin. Sie scheint die einzige zu sein, die den magischen Wald Arz gesund und munter wieder verlassen kann und hält so das Volk am Leben. Eines Tages wird sie von einer mysteriösen Frau dazu eingeladen, zu der Insel Sharr zu segeln, um dort ein Buch aufzuspüren, das die Macht haben soll, ihrem Reich die längst verschollene Magie zurückzubringen. Begleitet wird sie dabei vom Prinzen des Todes, der im Auftrag des Sultans die Mission unterstützen soll. Auf Sharr angekommen muss sich die ungleiche Truppe einigen Herausforderungen stellen und nicht nur einmal dem Tod entkommen, um die Magie für Arawiya wiederzuerlangen. Idee/ Umsetzung: Grundsätzlich interessiere ich mich sehr für orientalische Fantasysettings, doch so richtig begeistert hat mich bisher leider keins. Beispielsweise mochte ich die hochgelobte Reihe um Die Stadt aus Messing von S. A. Chakraborty leider nicht so gerne. Von We hunt the Flame habe ich bisher sehr positives gehört und war neugierig, ob mir diese Slowburn-Romantasy gefällt. In die Welt einzutauchen macht uns die Autorin nicht so einfach, denn es gibt sehr viele neue Begriffe und "Fremdwörter", die nur bedingt oder einmalig erklärt werden. Glücklicherweise gibt es hinten ein Begriffs- und Namensglossar, ohne das wäre ich wirklich verloren gewesen. Ich kann verstehen, weshalb die Autorin quasi eine eigene Sprache in dieser Welt transportiert, es erzeugt Atmosphäre, aber den Lesefluss störte es zu Anfang etwas. Mit der Zeit kannte ich dann einige Begriffe oder überlas sie teilweise auch, dann war es kein Problem mehr. Die Autorin hat in das Worldbuilding hier sehr viel Liebe investiert, und das hat mir gut gefallen. Es ist ganz im Stil "Show don't tell" erzählt und erst nach und nach erschließt sich die gesamte Welt mit all den Ländereien und Gesetzmäßigkeiten. Dadurch, dass die Autorin ein paar bewusste Lücken lässt, kommt es zu dem ein oder anderen super Twist, was die Geschichte sehr originell gemacht hat. Was ich ganz klar sagen kann, ist, dass wir hier eine charakterbasierte Geschichte vorliegen haben. Meinem Empfinden nach lebt dieses Buch nicht von einer rasanten Handlung, sondern von der intensiven Charakterentwicklung und -verbindung. Es gibt zwar die ein oder andere Kampfszene und besonders zum Ende hin nochmal einige sich überschlagende Ereignisse, aber die ersten 2/3 des Buches würde ich als ruhig und plätschernd beschreiben. Das muss man mögen, ich bin da etwas zwiegespalten. Was ich gelesen habe, war grundsätzlich interessant, aber das Erzähltempo hätte für mich etwas straffer sein dürfen. Vielleicht liegt es auch ein bisschen am Erzählstil der Autorin, den ich als bildhaft, aber auch tendenziell eher ruhig beschreiben würde. Die Autorin transportiert das orientalische Setting mit der Wüstenlandschaft ganz gut, aber ein bisschen greifbarer hätten die Beschreibungen noch sein dürfen. Emotionen kamen teilweise rüber, auch nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte. Charaktere: Charakterbasierte Geschichte - starke Charaktere. Das kann ich hier auf jeden Fall unterschreiben, ich mochte Zafira und Nasir sehr gerne. Beide sind sehr unterschiedlich und die Autorin stellt sehr gut dar, welche Vergangenheit beide hatten und welche Päckchen sie aus dieser mitgenommen haben. Das Misstrauen zwischen ihnen ist groß und die versprochene Romance bahnt sich wirklich sseeehhhhrrr langsam an, was ich aber gut fand und wo Slowburn draufsteht ist auch Slowburn drin. So richtig wird die Romance vermutlich erst im 2. Band zu finden sein. Was ich ebenfalls noch positiv hervorheben möchte sind die Nebenfiguren. Die Autorin hat ein gewisses Found-Family-Trope in die Geschichte eingebaut, denn durch Nasirs Begleiter Altair, den General des Sultans, und zwei neue Weggefährten bildet sich ein tolles Team heraus, dass immer mehr zusammenwächst. Ich möchte unbedingt noch mehr über die Nebenfiguren erfahren, sie sind mindestens genauso spannend wie unsere Jägerin und unser Prinz. Ende: Das Ende ist eine echte Achterbahnfahrt mit so manchem krassen Twist, sodass ich einige Überraschungsmomente hatte. Es war vielleicht sogar etwas zu viel des Guten, die Autorin hätte die Twists gerne mehr über die Handlung des Buches verteilen können. Dennoch war ich trotz des zähen Mittelteils am Ende Feuer und Flamme für den nächsten Band, sodass ich diesen auch gerne lesen möchte. Glücklicherweise kommt dieser zeitgleich mit Band 1 raus. Fazit: We hunt the Flame hat sehr viel Potenzial für eine spannende Fantasygeschichte im orientalischen Setting, das nur teilweise genutzt wurde. Das Worldbuilding und die Charaktere (Protagonisten wie Nebenfiguren!) waren sehr bildhaft geschildert, die Handlung war leider ziemlich langatmig und am Ende wurden alle spannenden Twists auf einmal ausgeschüttet. Für ein Debüt ist das Buch dennoch sehr gelungen, ich freue mich darauf die Handlung im 2. Band reifen zu sehen.