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Der Autor von “Im Grunde gut” bleibt seinem Thema treu: Mit seinem aktuellen Werk spricht er Menschen mit dem eindeutigen Ziel an, sie zu einem beruflichen Engagement der besonderen Art zu motivieren. BREGMAN ist nämlich davon überzeugt, dass eine Tätigkeit ohne eine moralische Relevanz nichts anderes bedeutet als vergeudete Lebenszeit. Speziell wendet er sich an eine Zielgruppe, die zwei Merkmale in sich vereinen: ein inhaltliches Interesse an Zielen, die die Welt zu einem besseren (gesünderen, gerechteren, nachhaltigeren) Ort machen würden, und die Bereitschaft sich mit vollem Einsatz dafür auf der Handlungsebene zu engagieren. Der Autor wirbt nachdrücklich dafür, bisherige Karrierepläne bzw. Berufswege zu hinterfragen und in das Team “Weltverbesserung” zu wechseln. Als Belohnung stellt er ein sinnhafteres und erfüllteres (Berufs-)Leben in Aussicht – ausgelöst durch die Gewissheit, auf der “richtigen” Seite der Geschichte zu stehen (beim moralischen Fortschritt). Ein noch so gut bezahlter “Bullshit-Job” könnte da doch keine ernsthafte Alternative sein – oder? Wer den niederländischen Historiker kennt, weiß von seiner Fähigkeit, Geschichten aus der Geschichte zu erzählen. Genau das tut BREGMAN auch diesmal auf unterhaltsame Weise. Der Autor führt am Beispiel einer Reihe von – mehr oder weniger bekannten – Vorbildern aus, in welchem Kontext, auf welchen Wegen und auf der Basis welcher Kompetenzen – oft spontane – persönliche Weichenstellungen zu erstaunlichen Langzeitwirkungen geführt haben. Dabei geht es ganz gewiss nicht um Kleinigkeiten, sondern um wahrhaft historische Entwicklungen wie die Abschaffung der Sklavenwirtschaft, die Gleichberechtigung der Frauen oder den Kampf um Verbraucherrechte. BREGMAN leitet aus den exemplarischen Schilderungen auch bestimmte grundlegende Prinzipien ab, die er für die Umsetzung der moralischen Ambitionen für unerlässlich hält: Es geht um die Herabsetzung der individuellen Handlungsschwelle, um die Notwendigkeit einer Eingliederung in ein solidarisches Team, um das Inspirierenlassen durch (gerne auch etwas schräge) Modelle, um die Erweiterung des “moralischen Kreises”, um Kreativität, Hartnäckigkeit und Unbeugsamkeit. Diese geführte Wanderung durch die Landschaft des moralischen Fortschritts ist ausgesprochen informativ und vergnüglich. Er soll aber vor allem Mut machen und Lust wecken für ein eigenes Abenteuer; auch das gelingt dem Autor. Auch wenn BREGMAN betont, dass man im Kampf für eine bessere Welt keine halben Sachen machen sollte (“mit ein paar Klicks im Internet ist nichts gewonnen”), so warnt er am Ende doch die Übereifrigen vor einer Selbstüberforderung und erinnert an andere legitime Lebensinhalte. Die Ernsthaftigkeit und der Anspruch des Autors wird zusätzlich dadurch unterstrichen, dass BREGMAN sein Buch mit einem eigenen international angelegten Projekt hinterlegt hat. In seiner “School für Moral Ambition” will er konkrete Projekte anstoßen und begleiten und so aus seiner theoretischen Idee reale gesellschaftliche Initiativen erwachsen lassen. Nur logisch erscheint auf diesem Hintergrund, dass BREGMAN u.a. die Erlöse dieses Buches in diese Stiftung einfließen lassen will. Man kann diesem anregenden und engagierten Buch mit gutem (moralischen) Gewissen einen großen Erfolg wünschen.