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Kurze und oberflächliche Lektüre Ein Flugzeug kann während eines schweren Unwetters scheinbar nur knapp einem Absturz entgehen; die Passagiere, von denen die meisten auf der Reise in den Urlaub sind, kommen knapp mit dem Leben davon. Doch die darauffolgenden Urlaubstage bringen, wie der Flug als Vorbote bereits erahnen ließ, nicht die erhoffte Erholung. Diese Ausgangslage des Romans „Nach uns der Himmel“ von Simone Buchholz hat ohne Frage Potenzial. Der Flug als traumatischer Auftakt lässt auf eine psychologisch tiefgründige Auseinandersetzung mit den Auswirkungen eines solchen Ereignisses hoffen. Doch diese Erwartung wird enttäuscht. Stattdessen bietet Buchholz ein Kaleidoskop an Figuren und Geschichten, die jeweils nur oberflächlich beleuchtet werden. Der Roman ist mit knapp 200 Seiten schlichtweg zu kurz, um gleich acht Hauptprotagonisten und ihre individuellen Konflikte überzeugend darzustellen. Die acht Figuren befinden sich in unterschiedlichen Lebensphasen, doch wirklich glücklich ist keiner von ihnen. Der Jugendliche Vincent steht aufgrund einer schweren Krankheit am Ende seines Lebens, seine Eltern Sara und Marc stecken in einer emotional leeren Beziehung. Die Studienfreunde Annike und Benedikt versuchen, in ihrem Urlaub Entspannung zu finden, während ihr wohlhabender Freund Claudius als großzügiger, aber distanzierter Gönner auftritt. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze bleibt der Leser unberührt: Keine der Figuren wird ausreichend ausgearbeitet, um Empathie oder Interesse zu wecken. Die einzige nennenswerte Entwicklung durchlebt Vincent, der durch seine Begegnung mit Heidi, einer Startup-Verkäuferin, einen Hauch von Glück in seinem düsteren Leben erfährt. Doch selbst dieser Handlungsstrang wirkt eher erzwungen als berührend. Die restlichen Figuren bleiben leblos, blass und wenig liebenswert. Ihre Geschichten verlaufen in ereignislosen Bahnen, ohne Konflikte oder Überraschungen. Das Fehlen jeglicher Dramatik macht die Lektüre langatmig und monoton. Auch stilistisch kann der Roman nicht überzeugen. Buchholz scheint bemüht, aus dem Alltäglichen Literatur zu schaffen, doch die abgehackten Sätze und die sperrige Syntax wirken eher anstrengend als kunstvoll. Es fehlt an sprachlicher Eleganz und einem Rhythmus, der den Leser mitreißen könnte. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass die Autorin sich in banalen Beschreibungen verliert, ohne echten Gehalt zu liefern. Zum Ende hin erinnert das Szenario stark an „Die Anomalie“ von Hervé Le Tellier aus dem Jahr 2021, doch Buchholz gelingt es nicht, diesem Vorbild etwas Eigenes oder gar Besseres entgegenzusetzen. Während Le Telliers Roman zumindest durch seine originelle Prämisse punktet, bleibt „Nach uns der Himmel“ blass und uninspiriert. Der Vergleich mit diesem Werk zeigt vielmehr die Schwächen von Buchholz’ Roman auf. Insgesamt hinterlässt „Nach uns der Himmel“ den Eindruck eines vernachlässigbaren Randwerks. Der Roman scheitert sowohl inhaltlich als auch stilistisch und lässt den Leser ratlos zurück, was die Beweggründe für seine Veröffentlichung betrifft. Die Figuren sind weder interessant noch sympathisch, die Handlung ist belanglos, und der Schreibstil strapaziert die Geduld. Weder in der literaturkritischen Bewertung noch in der kommerziellen Hinsicht dürfte diesem Werk ein Erfolg beschieden sein – eine enttäuschende Lektüre, die man getrost überspringen kann.