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seeker7

Posted on 15.11.2024

Dieses Buch könnte ein wichtiger Beitrag zum politischen Diskurs sein: Es entlarvt die Schwächen der Idee vom “grünen Kapitalismus” (der immer noch viel zu viele Ressourcen verbrauchen würde) und zeigt eine Alternative auf, die sich von der heiligen Kuh des Wirtschaftswachstums befreit und auch traditionelle Konzepte integriert, die von einem Allgemeineigentum an grundsätzlichen Ressourcen ausgehen. Er nennt sein Konzept “Degrowth-Kommunismus”. Das ist alles zwar ziemlich radikal (und ein wenig utopisch) – aber durchaus stichhaltig und überzeugend (wenn man die ökologische Krise unseres Planenten wirklich ernst nimmt). Sich mit Post-Wachstums-Modellen intensiver zu befassen, wäre also ein Gebot der Stunde. Das Problem mit diesem Buch liegt woanders: Es wurde ganz offensichtlich für Menschen geschrieben, deren Weltbild auf dem Marxismus fußt. Das führt dazu, dass der japanische Philosoph SAITO einen großen Teil seiner Ausführungen auf den Nachweis verwendet, dass der “späte Marx” (nach Veröffentlichung des “Kapitals”) von einigen seiner Grundpositionen abgerückt sei und sich – tatsächlich auch aus ökologischen Erwägungen – eben einem Kommunismus ohne Orientierung an weiterem Wirtschaftswachstum zugewandt habe. Umgekehrt bedeutet das leider: Für eine Leserschaft, denen der Grad der Vereinbarkeit von ökologischen Zukunftskonzepten mit dem Denken von Karl Marx völlig nebensächlich erscheint, wird das Lesen von SAITOs Buch über weite Strecken zu einer echten Zumutung. Das ist auch deshalb so eindeutig, weil der – aufgrund der vielen gestelzten (neo-)marxistischen Begrifflichkeiten (“Produktivismus”, “Konsumismus”, usw.) – sowieso schon hölzern wirkende Schreibstil auch noch extreme Redundanzen aufweist. Der “Systemsturz” ist mit Sicherheit für Marxismus-Seminare eine große Bereicherung und wird vermutlich auch deshalb in entsprechenden akademischen Kreisen weltweit Beachtung finden. Wem es schlichtweg um die ökologische Transformation unserer Lebens- und Wirtschaftsweise geht, sollte sich mit einem kurzen Blick auf die Kernthesen begnügen bzw. die Post-Wachstums- und Gemeinwohl-Ideen aus anderen Quellen schöpfen.

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