schnaeppchenjaegerin
"Glücklich sind die Mutigen" ist nach "Wunder gibt es immer wieder" und "Morgen ist ein neuer Tag" Band 3 der "Fernsehschwestern"-Saga und der Abschluss der Trilogie. Wie schon nach Band 1 erfolgt auch nach Band 2 ein größerer zeitlicher Sprung. Er handelt zwanzig Jahre später und versetzt die/ den LeserIn direkt zu Beginn des Romans mit dem Fall der Berliner Mauer in das Jahr 1989. Eva Vordemfelde heiratet den Regisseur Chris, nachdem dieser einen Herzinfarkt erlitten hat und zieht mit ihm gemeinsam nach München, um die anstrengende Pendelei zwischen Deutschland und Kalifornien zu beenden. Doch zurück in Deutschland hat Eva auch mit Ehemann Nr. 3 nicht das Glück gepachtet. Ihre jüngere Schwester Franka, die als Journalistin tätig ist, genießt ihre Unabhängigkeit, auch wenn sie immer wieder an Frieder, den Vater ihrer Tochter, denken muss, der viel zu früh tragisch ums Leben gekommen war. Als Alleinerziehende hat sie es trotz der Unterstützung ihrer Mutter Annemie nicht leicht gehabt und noch heute leidet ihre Tochter Joan darunter, hinter der Karriere ihrer Mutter zurückstehen zu müssen. Frankas Zwillingsschwester Lilly ist noch mit Anfang 40 als Ansagerin im Fernsehen beliebt und tut auch alles dafür, mit dem Schönheitsideal mithalten zu können. Ihren Ehemann Rudolf begehrt sie schon lange nicht mehr und sucht sich Befriedigung in wechselnden Affären. Durch ihren Vater geprägt, wissen die drei "Fernsehschwestern" wie hart und ungerecht die Film- und Fernsehbranche sein kann. Als Frauen haben sie jedoch auch noch mit den patriarchalen Strukturen zu kämpfen und sehen sich sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Als Lilly und Joan auf unterschiedliche Weise selbst betroffen sind, halten die Frauen der Familie eng zusammen und erhalten auch Unterstützung von den Männern innerhalb der Familie. So hat Vater Axel als gechasster Fernsehmoderator noch eine Rechnung mit einem Kontrahenten offen. Das Finale der Trilogie ist wie die Bände zuvor anschaulich und lebendig erzählt und fängt den Zeitgeist der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre - mit Schulterpolstern, Walkman, Hans Meiser und RTLplus - passend ein. Auch wenn die Pause zwischen Band 2 und 3 wieder groß war und in der fiktiven Geschichte über ein Jahrzehnt vergangen ist, findet man sich durch geschickt platzierte Einschübe, die die Erinnerung auffrischen, wieder in das Leben der Familie Vordemfelde ein. Historische Ereignisse und reale Persönlichkeiten werden passend mit der Geschichte der Frauen verbunden, die als Journalistin oder Fernsehmoderatorin naturgemäß ein Interesse an Politik und Gesellschaft haben. Die Darstellung erfolgt aus wechselnden Perspektiven und da man alle Figuren bereits über mehrere Jahrzehnte begleitet, ist die Sicht aus drei Generationen auch nicht zu viel oder bleibt zu oberflächlich. Liebe, Familie, Karriere und die Probleme, die Frauen mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben haben sowie die Schwierigkeiten, sich als Frauen zu emanzipieren und sich in einer Männerdomäne durchzusetzen, sind die prägenden Themen der Trilogie. Dieser Band handelt vor allem von der dunklen Seite des Filmwesens in Form von psychischer und physischer Gewalt am Set, woran die sensible Joan fast zerbricht. Darüber hinaus spielen die Albträume von Mutter Annemie, die sich als Erinnerungen herausstellen, seit Band 1 eine Rolle und bilden einen anderen geheimnisvollen Erzählstrang. Dieser mag aber nicht so recht zum Rest der Geschichte passen, ist in Band 3 von vielen Zufällen geprägt und hätte weiter ausgebaut sicher Material für einen eigenen Roman gegeben. Band 3 erzählt erneut von der Stärke und Wahrhaftigkeit der Frauen und zeichnet ein anschauliches Bild der damaligen Zeit. Der Roman ist jedoch weniger emotional, dramatisch und spannend als Band 1 und 2. Er schließt die Familiensaga, in der die Frauen stets für ihre Freiheit und ihr Glück kämpfen mussten, zufriedenstellend ab und lässt keine Fragen mehr offen.