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auserlesenes

Posted on 9.11.2024

Durga Chatterjee, eine Drehbuchautorin, ist im Jahr 2022 in London, als der Tod von Queen Elizabeth II. die Runde macht. In der Stadt will die 50-jährige Tochter eines Inders und einer Deutschen einen Agatha-Christie-Krimi neu verfilmen. Doch unversehens findet sie sich im Kampf indischer Revolutionäre vor mehr als 100 Jahren und im Körper von Sanjeev Chattopadhya wieder… „Antichristie“ ist ein Roman von Mithu Sanyal, der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 gelandet ist. Der Roman besteht aus zwölf Teilen, dem Todestag der Queen und den elf weiteren Trauertagen. Sie untergliedern sich jeweils in mehrere Kapitel. Erzählt wird einerseits in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sanjeev, andererseits aus personaler Perspektive. Es gibt zwei Erzählstränge: einer im Jahr 2022, der zweite im Jahr 1906. Das Personal der Geschichte ist ebenso interessant wie skurril. Neben historischen Persönlichkeiten tummeln sich einige fiktive Figuren in der Geschichte. Eine Übersicht am Ende des Buches erleichtert die Orientierung. Auch in sprachlicher Hinsicht ist der Roman ungewöhnlich. Der flotte Schreibstil ist geprägt von vielen Dialogen, die einen Mix von Deutsch und Englisch beinhalten. Immer wieder sind Filmzitate, vor allem aus „Doctor Who“, und andere Referenzen eingearbeitet. Das sorgt für zusätzliche Komik, erfordert jedoch viel Vorwissen. Der Roman beschäftigt sich vor allem mit dem britischen Kolonialismus, der Kampf um die indische Unabhängigkeit und der Gewalt, die in uns allen steckt. Nicht erst beim Lesen des Nachwortes („Abspann“) wird deutlich, wie tief die Autorin in die fundierte Recherche zu diesen spannenden Themen eingestiegen ist. Darüber hinaus ist die Geschichte so facettenreich und voller unterschiedlicher weiterer Aspekte, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, dass es nicht leicht ist, den Überblick zu behalten. Auf den mehr als 500 Seiten ist die Handlung sowohl unterhaltsam als auch weitestgehend kurzweilig. Allerdings gelingt es nicht, alle Fäden bis zum Ende miteinander zu verknüpfen. Das grellbunte Cover, dessen Motiv durchaus zur Geschichte passt, trifft zwar überhaupt nicht meinen Geschmack. Dafür gefällt mir der mehrdeutige, etwas augenzwinkernde Titel jedoch umso besser. Mein Fazit: Auch mit „Antichristie“ legt Mithu Sanyal einen kreativen und ungewöhnlichen Roman vor, der wichtige Themen beleuchtet und dabei auf unterhaltsame Weise aufklärt. Leider ist die Geschichte ein wenig überfrachtet. Dennoch eine erfrischende und durchaus lesenswerte Lektüre!

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