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Chief Propaganda Officer

Posted on 8.11.2024

In einem New York, das von verschiedenen magischen Wesen bewohnt wird, lebt auch Arlyn, ein Irrlicht. Um ihrer Heimat, der semibewussten Bibliothek Libby, zu helfen, ist sie gezwungen, wertvolle Artefakte zu stehlen. Meistens wird sie dafür von ehemaligen Besitzern angeworben, die damit ihr rechtmäßiges Eigentum zurückerhalten. Weil sie sich unsichtbar machen kann, nennt man sie nur das Phantom und der außergewöhnlich gutaussehende Dämon Heaton, ein MBI-Agent, ist hinter ihr her. Als Arlyn und ihre Heist-Freundinnen Bo und Rose von einem skrupellosen Feuerteufel erpresst werden, bleibt Arlyn nichts weiter übrig, als sich undercover im MBI einzuschleusen und mit Heaton zusammenzuarbeiten. Ich habe das Konzept des Buches sehr gemocht und habe es auch nicht ungern gelesen. Aber ich finde, es gibt hier noch so einige Baustellen, die ausgemerzt gehören, um eine wirklich runde Geschichte zu schaffen. In allererster Linie die Charakterisierung der verschiedenen Wesen: Welchen Sinn hat es, jedem Charakter eine magische Zuordnung zu geben und das dann wirklich null zu nutzen? Ich meine, worin unterscheidet sich jetzt Heaton, der DÄMON, von jedem anderen menschlichen Loveinterest auf der Welt? Und wenn jetzt hier jemand mit Schattenwerfen kommt, verweise ich mal dezent zu Fourth Wing, wo dieser nervige Loveinterest genau dasselbe beherrschte, ohne von DÄMONEN abzustammen. Wieso ist Arlyn ein Irrlicht? Was haben Irrlichter mit unsichtbar zu tun? Irrlichter sind im Gegenteil immer sehr sichtbar und führen Leute auf falsche Wege. Es gibt Pixies und Kitsunes und Werwölfe, Werigel und was weiß ich, aber nichts davon wird tatsächlich in irgendeiner Form genutzt, außer dass ab und zu Ohren hervorlugen oder Fell sprießt. Und Drachen, das weiß man ja, kämpfen einfach immer miteinander, um die Oberchefs aller magischen Wesen zu sein. Dann die mangelnde Recherche, was Waffen angeht. Ja, mag nur eine Kleinigkeit sein, aber wenn solche Sachen in Büchern vorkommen, erwarte ich, dass AutorInnen wissen, wie die grobe Physik dahinter funktioniert. Oder wenigstens, dass man keine Zeit hat, einer Kugel auszuweichen, schon gar nicht in engen Räumen. Gestört haben mich auch die ständigen unvollständigen, abgehackten Sätze. Wenn das mal alle 20 Seiten vorkommt, sage ich: mega. Wird als Stilmittel verwendet. Aber doch nicht in gefühlt jedem zweiten Satz. Dazu unglaublich viele, nur winzige Fehler, wo Buchstaben vergessen wurden oder grundsätzlich "jemand" oder "niemand" nicht gebeugt wurde. Ich habe nicht bewusst danach gesucht, also gibt es vermutlich sehr, sehr viel mehr als diejenigen, die mir ins Auge gefallen sind. Das sollte in einem Buch eines so angesehenem Verlags nicht passieren. Aber auch hier denke ich, liegt es an falschen Prioritäten: Anstatt wirklich Geld für Lektorat und Korrektorat in die Hand zu nehmen und vor allem auch die Autorin behutsam auf mangelnde Charakterisierung, Worldbuilding und Autorenhandwerk hinzuweisen, wurde mit Sicherheit unfassbar viel Geld in Cover, Innengestaltung und vor allem Farbschnitt gesteckt. Ja, ich kritisiere das. Ich möchte ein inhaltlich gutes Buch - und dieses Buch hätte alle Voraussetzungen dafür gehabt: ein mega Konzept, teilweise witzige Dialoge, die Autorin kann auch so schreiben, dass man dranbleibt. Aber sie könnte weitaus besser sein, hier wird für Äußerlichkeiten so, so viel Potenzial verschenkt. Das klingt nach viel Gemecker, aber wie erwähnt: Ich habe das Buch nicht ungern gelesen, nur tatsächlich mehr erwartet. Und dieses mehr wäre auch drin gewesen.

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