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fernweh_nach_zamonien

Posted on 6.11.2024

Bildgewaltige Adaption eines Klassikers: atmosphärisch und fesselnd ohne die Leichtigkeit eines "gemütlichen" Krimis zu verlieren. Inhalt: Zum Weihnachtsfest im Jahr 1937 lädt der alte Simeon Lee seine Söhne ein. Die Stimmung im alten Herrenhaus ist von Anfang an gedrückt. Familienoberhaupt Lee ist ein Tyrann und Geizkragen und als unerwartet Pilar, einziges Kind seiner verstorbenen Tochter, erscheint, ist der Argwohn der übrigen Kinder groß. Alle sind nur am Geld des Alten interessiert. Als plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm und ein markerschütternder Schrei aus dem Arbeitszimmer kommen und daraufhin Simeon Lee mit aufgeschnittener Kehle in einer Blutlache aufgefunden wird, sind alle gleichermaßen verdächtig! Hercule Poirot, der die Weihnachtstage bei einem Freund und Kollegen verbringt, bietet sogleich seine Hilfe an und findet sich wieder inmitten einer Szenerie aus Misstrauen, Angst und Lügen ... Comic-Reihe: Der Verlag listet diesen Comic unter der Rubrik "Agatha Christie Classics". Nach "Mord im Orientexpress" und "Die Tote in der Bibliothek" ist dies der dritte Band der Reihe. In Belgien und Frankreich ist die Agatha-Christie-Classics-Reihe bereits weit fortgeschritten, was Hinweise erlaubt auf die nächsten Krimis ;-) Für das Frühjahr 2025 ist bereits ein neuer Band angekündigt: "Tod auf dem Nil" und somit in der Reihe der dritte Hercule-Poirot-Krimi! Mein Eindruck: Bei "Mord im Orientexpress" stammte das Szenario von Benjamin von Eckartsberg und die Zeichnungen nebst Kolorierung von Chaiko. Dieser Krimi jedoch ist von Isabelle Bottier (Szenario) und Callixte (Zeichnungen und Farbe). Während die Figur des Hercule Poirot in "Mord im Orientexpress" kantig und - passend zur Stimmung - extrem düster und zerrissen wirkt, zeichnet der französische Illustrator Callixte den belgischen Privatermittler weicher, fröhlicher. Insgesamt wirkt Poirot runder und zugänglicher. Gerade die Unterschiede in der Gestaltung des Protagonisten sind spannend. Die Charakterzüge des Familienoberhauptes aber auch der Zorn und das Misstrauen der Familienmitglieder werden sowohl in Text wie auch in den Zeichnungen durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik sowie mit wechselnden Perspektiven perfekt unterstrichen. Auch wenn aufgrund des Mordes an dem alten Tyrann Simeon Lee verständlicherweise die Stimmung gedrückt ist, sorgt Überraschungsgast Pilar mit ihrer Lebensfreude und Unbeschwertheit - zumindest bei Hercule Poirot - für Heiterkeit. Die junge Frau baut in ihrer kindlichen Freude einen Schneemann, der dem Belgier verblüffend ähnelt :-) Gerade bei "Hercule Poirots Weihnachten" ist die Idee einer bildlichen Umsetzung hervorragend, da es bei der Lösung des Falles auf Optik ankommt, die in diesem Comic perfekt untergebracht wird, ohne zu viele Hinweise zu geben. Der etwa sechzig Seiten umfassende Comic (wobei Hercule Poirot erst nach dem ersten Drittel in Erscheinung tritt) bleibt der literarischen Vorlage im Kern im Hinblick auf Story und Abläufe treu. Die Story beinhaltet alle Facetten eines guten Kriminalfalles: Familiengeheimnisse, Täuschungen und Lügen, Zeugenvernehmung und selbstverständlich die typische Versammlung aller Beteiligten, um abschließend die Lösung des Falles zu präsentieren. 5 von 5 Weihnachtssterne für diese gelungene Adaption! Fazit: Poirots springt für einen alten Freund und Kollegen ein und gerät mitten in eine Familientragödie! Eine bildgewaltige und beeindruckende Inszenierung des Klassikers und ein außergewöhnliches Lesevergnügen! ... Rezensiertes Buch: "Agatha Christie Classics: Hercule Poirots Weihnachten - Ein Hercule-Poirot-Krimi" bei Carlsen Comics Comic-Adaption aus dem Jahr 2024

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