buchfan
Der neue Thriller von Grangé entführt den Leser in das Paris der Studentenrevolten in den 60er Jahren, nach Indien und schließlich in die Ewige Stadt. Was wie eine spannende und ungewöhnliche Kombination klingt, ist auch eine. Zwei sehr unterschiedliche Halbbrüder begeben sich auf die Jagd nach einem Serienmörder. Dabei stoßen der intelligente Student Hervé und der charismatische, aber brutale Polizist Mersh auf ein Netz aus Esoterik, Sekten und geheimnisvoller Praktiken. Mit dabei die junge, schöne Nicole, eine Studentin, der beide Brüder sehr nah kommen. Ich habe zuerst etwas Probleme, mich in die Handlung, die verschiedenen Bewegungen der verzweigten Studentenszene in Paris und die Fülle an Figuren einzufinden. Doch nach und nach packt mich die Geschichte. Wenn man denkt, einige Fäden entwirrt zu haben, kommen neue hinzu. Etwas unübersichtlich wird es dann mit der Reise nach Indien, dem Zentrum für Aussteiger, Hippies und Grenzgänger. Es treten Personen auf und ab, deren Namen ich mir schlecht merken kann und die für mich nur wenig unterscheidbar sind. Dennoch bleibt die Spannung hoch und ich bleibe dran. Hervé tritt in diesem Teil etwas in den Hintergrund, der Bruder übernimmt die Regie. Die Zustände und verschiedenen Strömungen in Indien sind sehr bildhaft eingefangen und beschrieben. Ein Moloch aus Armut, Seuchen, Krankheit, Tod. Die mörderische Jagd neigt sich dem Höhepunkt zu. Der letzte Teil ist auch interessant und fügt das Bild zu einem Ganzen zusammen. Es ist ein bildgewaltiger, brutaler Thriller, der mich aber mit dem Thema packt und sehr detailliert geschrieben ist. Teilweise überfordern mich die vielen Figuren und Entwicklungen aber etwas. Die drei Hauptfiguren sind sehr charismatisch und verlieren über die gesamte Handlung nicht an Ausstrahlung. Das Cover passt auch toll zur Handlung. Auf den ersten Blick sah es aus wie eine Fledermaus, auf den zweiten offenbart sich die Frau in einer Art Yogapose. Ein fesselnder Thriller für alle, die sich auf Esoterik und eine verrückte Reise von Europa nach Indien einlassen wollen.