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easymarkt3

Posted on 3.11.2024

Dysfunktionale Beziehungen in der Familie Das Cover im abendlichen Stadtverkehr mit diffusem Scheinwerferlicht passt kaum zum Buchinhalt. Selbst der Titel des Familienromans touchiert nicht den Inhalt um das Miteinander von dominanter Mutter und ihren zwei unterschiedlichen Töchtern. Ohne innige emotionale Beziehung, aber doch mit großen Hoffnungen und Erwartungen auch bezüglich ihres äußeren Erscheinungsbildes wachsen Antonia und Wanda in Bielefeld in bürgerlichen Verhältnissen auf. In drei Teilen kämpft die verbitterte Hauptperson, deren Mutter Regina Richter ab 1998 gegen ihr immer öfter hereinbrechendes Gefühl der Leere an. Während sämtliche männlichen Nebenfiguren hier unwichtig sind, treibt Reginas forderndes Selbstbewusstsein und ihre perfektionistische Erwartungshaltung gegenüber ihren Töchtern diese in ein unglückliches Dasein voller Stress und Magersucht. Das Vorgehen des Kinderarztes Dr. Peiffer hinsichtlich Wandas Essstörung ist authentisch beschrieben, aber sicher nicht psychologisch ausreichend, diesem Missstand abzuhelfen. Während Antonia von ihrer Mutter bis zu deren Krebserkrankung kein Verständnis oder Liebesbekundungen sucht, steht zwischen Wanda und Regina immer noch Erwartung, Anforderung, vielleicht sogar Konkurrenz. Über zwanzig Jahre wird die unerbittliche Verbissenheit Reginas, Psychotherapeutin, gut beschrieben, wie sie ihre erwachsenen Töchter überfordert, demütigt, verunsichert und letztlich krankmacht. Manch frustrierte, depressive Mutter könnte sich von Reginas Problematik persönlich angesprochen fühlen, mit verpasster Karriere wegen Mann und bzw. oder Kind. Wie sehr Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen und Beziehungen über Generationen hinweg stark belasten können, kann anschaulich hier verfolgt werden. Starke Charakteren – wenn auch nicht unbedingt sympathisch, und treffender Sprachstil.

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