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Buchdoktor

Posted on 1.11.2024

Der Landwirt Gustave Targot lebt seit seiner Jugend eingekesselt auf einer Hochebene der Cevennen. Sein Alltag wird bestimmt durch die tägliche Schinderei um Wasser, Brennholz und die Versorgung seiner Tiere. Sein einziger Nachbar in dieser Gegend „der Grobiane und wortkargen Menschen“ ist Albert, der fast eine Generation älter ist als Gus. Bisher war Gus kräftig genug, um seine Rinder allein zu versorgen, Zäune instandzuhalten und Holz zum Heizen zu schlagen. Allein bei der Heuernte helfen sich die beiden allein lebenden Männer gegenseitig. Gus findet, dass er niemandem etwas schuldet und daher auch nicht zur Bürgermeisterwahl ins Dorf heruntersteigen wird. Beide Nachbarn wären auf die Hilfe des anderen angewiesen, sowie sie krank oder verletzt wären. Das Verhältnis zwischen ihren Vätern war stets distanziert, möglich, dass der Grund dafür in der Zeit der deutschen Besetzung und der Résistance wurzelt. Dass Gus‘ Gedanken um den Tod eines betagten katholischen Abbés kreisen, gibt zu denken; denn er ist nicht katholisch. Gus, der sich aus seiner Jugend nur an Erlebnisse erinnert, mit denen man andere Menschen nicht belasten würde, sucht in diesem Winter vorsichtigen Kontakt zu Abel, um endlich zu erfahren, warum er wie sein Vater nichts mit Gus Eltern zu tun haben wollte. Eines Tages wirkt Abel verstört und hat offensichtlich etwas zu verbergen. Gus soll sich vor fremden Menschen hüten, mahnt er; mit Fuchs und Wolf sollte sowieso rechnen, wer so abgelegen lebt. Als Gus' Hund verletzt nachhause kommt, nimmt das Unbehagen in fest in den Griff - wer schleicht auf schneebedecktem Grund auf dem Plateau herum? Abel hält für Gus eine Überraschung bereit, auf die Gus selbst in seinen schlimmsten Alpträumen nicht gekommen wäre. Fazit Der Country Noir „Rauer Himmel“ spielt zu Beginn unseres Jahrhunderts und hat als Manuskript, das der Autor „in der Schublade liegen hatte“ eine interessante Veröffentlichungsgeschichte. Gus und Abel als leicht vernachlässigte Hagestolze stehen als letzte ihrer Art stellvertretend für sterbende Dörfer, aussterbende Familien und jene, die sich von Regierungen und Behörden vergessen fühlen. Franck Bouysse lässt eine anonyme Gefahr, die aus dem Wald und durch das Eindringen Fremder zu drohen scheint, auf die aussterbende Lebensform von Kleinbauern treffen, die kaum genug zum Überleben erwirtschaften. Letztlich resultiert das Unbehagen zwischen seinen Figuren jedoch aus dem Schweigen seit der vorigen Generation und aus der Isolierung beider von den Dorfbewohnern im Tal.

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