Ramona Kielfeder
Erst vor kurzem habe ich den dritten Teil der Grenzfall-Serie In der Stille des Waldes von Anna Schneider gelesen und nachdem dieses Buch mit einem doch etwas fiesen Cliffhanger endete, war ich sehr froh, gleich mit dem vierten Band weitermachen zu können. Grenzfall. In den Tiefen der Schuld steigt also gleich mit einem verhältnismäßig hohen Erzähltempo ein und ich habs geliebt! Denn noch am Abend, wo ich das Buch begonnen habe, musste ich einfach knapp die Hälfte inhalieren, auch wenn ich eigentlich total müden war und echt früher hätte schlafen gehen müssen. Doch die Geschichte hat mich in Atem gehalten und ich wollte so dringend wissen, was als nächstes passiert. Die Kapitel werden wieder abwechselnd aus den Perspektiven des österreichisch-deutschen Ermittlerteams Jahn und Krammer erzählt. Beide Figuren treten in ihrer gefühlstechnischen Entwicklung aktuell ein wenig auf der Stelle. Viel Zeit seit der letzten Ermittlung ist ja auch nicht vergangen. Aber so langsam würde ich mir tatsächlich ein Vorankommen wünschen. Sie reflektieren sich zwar beide recht gut. Dass sie nicht über ihre Gefühle sprechen und dass es wohl besser wäre, manche Dinge endlich in Angriff zu nehmen. Aber sie verschieben es bloß immer wieder. Da erhoffe ich mir im Folgeband dann endlich mal einen Fortschritt. Grenzfall. In den Tiefen der Schuld wird von Anna Schneider wie ein großes Puzzle erzählt. Ich als Leserin hatte lange Zeit viele Teile in der Hand, die für mich nicht zusammengepasst haben. Natürlich habe ich mir so meine Gedanken gemacht, aber nicht jede Überlegung muss ja immer auf den richtigen Weg führen, da die Autorin sich natürlich auch immer wieder bemüht, ihre Leser*innen aufs Glatteis zu führen. Erst Stück für Stück setzen sich die Erkenntnisse zusammen und machen dann auf einen Schlag so viel Sinn, dass ich mich wirklich über die vielen Finten gefreut habe. Also hier hat Anna Schneider wirklich einen Krimi mit viel Tempo und Spannung geschrieben, den ich gespannt inhaliert habe. Die knapp 400 Seiten haben sich weggelesen wie nichts. Also wenn ihr gerne Krimis lest, hier auch noch mit tollen Settings (und manchmal verstörenden Details), einer interessanten Teamdynamik und spannenden Fällen, dann schaut euch unbedingt die Grenzfall-Reihe von Anna Schneider an. Theoretisch könnt ihr die Bände alle weitestgehend unabhängig voneinander lesen, aber in Teilen bauen sie schon aufeinander auf und es macht deutlich mehr Sinn, vorne zu beginnen. Wie gesagt, der Fall hier jetzt im vierten Band hat sich in Band drei schon angedeutet und ohne die vorigen Ereignisse gekannt zu haben, wäre diese Geschichte zeitweise wahrscheinlich weniger spannend gewesen, weil einfach manche Hintergründe nicht so ausgeschmückt gewesen wären.