herbstrose
Einer für alle, alle für einen Nachdem sich die 30jährige Zahnärztin Constanze von ihrem Lebensgefährten getrennt hat, sucht sie eine kleine bezahlbare Wohnung. Doch das ist in Hamburg nicht einfach. So zieht sie, nur vorübergehend wie sie denkt, in ein freies Zimmer in einer WG. Die Wohnung gehört Jörg, dem sie nach dem Tod seiner Frau zu groß geworden ist. Er ist mit seinen 68 Jahren noch rüstig und plant mit seinem alten VW-Bulli eine Reise nach Georgen, die er mit den Mieteinnahmen bestreiten will. Ein Zimmer bewohnt Anke, eine in die Jahre gekommene Schauspielerin, bei der die Angebote ausbleiben und die deshalb finanzielle Probleme hat. Ein weiteres Zimmer bewohnt Murat, ein IT-Spezialist um die 50, ein fröhlicher Mensch und leidenschaftlicher Koch, der die Gemeinschaft gerne mit kulinarischen Mahlzeiten mit dem Gemüse aus seinem Kleingarten verwöhnt. Schnell fühlt sich Constanze wohl in der Gruppe und schließt Freundschaft mit ihren Mitbewohnern. Doch dann, nach einer harmlosen OP ist Jörg nicht mehr der Alte, er ist plötzlich vergesslich. Wird schon wieder, denken alle, doch sein Zustand wird schlimmer … Isabel Bogdan, geb. 1968 in Köln, ist eine deutsche Schriftstellerin, Literaturübersetzerin und Bloggerin, die in Heidelberg und Tokio Anglistik und Japanologie studierte. Ihr erster Roman, „Der Pfau“, erschien 2016 und stand monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste, 2019 kam ihr zweiter Roman „Laufen“ auf den Markt – „Wohnverwandtschaften“ (2024) ist ihr dritter Roman. Die Autorin lebt heute in Hamburg-Borgfelde. Der Schreibstil ist, wie immer bei Isabel Bogdan, etwas außergewöhnlich, jedoch sehr angenehm zu lesen. Passagen mit Dialogen, die an ein Kammerspiel erinnern, wechseln mit kurzen Abschnitten, in denen die WG-Mitglieder über ihre eigenen Gefühle und Empfindungen berichten. Dadurch lernt man als Leser die unterschiedlichen Charaktere sehr gut kennen und fühlt sich ihnen verbunden. Man kann sich mit ihnen freuen und lachen, bis sich die Stimmung allmählich ändert. Plötzlich leidet man mit Jörg, möchte ihm helfen, wenn es denn möglich wäre. Man fühlt selbstverständlich auch mit den drei Mitbewohnern, erlebt ihre Sorge um Jörg und empfindet ihre Angst vor der Zukunft. Die anfangs so heiter-fröhliche Geschichte entwickelt eine Tragik, in der wir erleben müssen, wie ein Mensch nach und nach das verliert, was sein Menschsein ausmacht … Fazit: Ein faszinierendes Buch über vier liebenswerte Menschen, mit denen man sofort Freundschaft geschlossen hat und die man gerne noch eine Zeitlang weiter begleiten würde. Absolute Leseempfehlung!