mabuerele
„...Die Mündung der Pistole blitzte einmal. Der Einschlag traf sie wie eine Faust aus Stahl in die Magengrube und schleuderte sie über Bord. Das endlose Blau des Himmels war das Letzte, was sie sah...“ Mit zwei Toten geht der Prolog gleich heftig los. Er lässt mich logischerweise mit einer Menge an Fragen zurück. Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Der Schriftstil sorgt für die extrem hohe Spannung. Gleichzeitig wird darin ein Stück Geschichte der Schweiz verortet. Es laufen zwei Handlungsstränge parallel. Zum einen geht es um die Nachforschungen von Cora, zum anderen gestattet mir der Autor einen Blick in die Vergangenheit auf das Leben von Camille. An der Ruine Spiegelberg trifft die Journalistin Cora Johannis, die wegen eines Selbstmordversuchs hier in der Klinik war, auf Françoise Gravier, die für den französischen Präsidenten arbeitet. Sie war einst Botschafterin in Bern. Einige Tage später stürzt Frau Gravier vermutlich eine Treppe herunter. Sie bittet Cora, sie im Krankenhaus zu besuchen. Dort gibt sie ihr den Auftrag, sich um Camille zu kümmern. Dann verliert sie das Bewusstsein. Cora hat nichts als einen Namen. Erst einmal aber meldet sie sich bei ihrem Chef. Sie verspricht ihm eine spannende Story. „...Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dich wieder auf den Beinen zu sehen, Cora. Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt...“ Cora hat nichts wie einen Namen. Dann aber führt sie die Spur zu Mathilde Murival, die die Aktienmehrheit an einer berühmten Uhrenfabrik hat. Ab diesem Moment ist nichts mehr, wie es war. Daniel von Staal bringt es gegenüber Cora auf den Punkt: „...Du hast es mal wieder geschafft, in ein Wespennest zu stechen, Cora...“ Wer die anderen Bücher des Autors kennt, weiß, dass dies Cora schon zwei Mal gelungen ist. Hintergrund der Geschichte ist die Gründung des Kantons Jura im Jahre 1980 und die etliche Jahre zuvor stattgefundenen Unruhen. Diese gesellschaftlichen Umbrüche gehen einher mit privater Gier und dem Auftreten mafiöser Strukturen. Vertuschung und Korruption sind Mittel der Wahl. Die Polizei hat sich damals auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Deshalb wird schnell klar, dass alle Informationen, die es zu privaten Schicksalen in der Vergangenheit gibt, mit Vorsicht zu genießen sind. Als das Geschehen zu eskalieren scheint, bittet, Karin, eine Polizistin, die Cora aus früheren Fällen kennt, Cora, sich zurückzuhalten. „...Wenn in einem riesigen Feld nur eine einzige scharfe Mine vergraben ist, bist du garantiert die Einzige, die es fertigbringt, darauf zu treten. Wahrscheinlich gibt es da oben eine Armee Schutzengel, die nur wegen dir Überstunden machen...“ Am Ende werden alle Handlungsfäden logisch zusammen geführt. Außerdem habe ich einiges über die Geschichte des Jura gelernt. Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten. Dafür haben ein hoher Spannungsbogen und immer wieder überraschende Wendungen gesorgt. Den Kern der Handlung bringt das folgende Zitat treffend zum Ausdruck: „...Wo das Recht nicht in der Lage ist, für Gerechtigkeit zu sorgen, sucht sich die Gerechtigkeit eigene Wege und schafft neues Unrecht...“