marieause
Die Mitford-Schwestern, nach der Lektüre kann ich es kaum glauben, dass ich von der Familie Mitford bislang nichts gehört habe. Vom Bekanntheitsgrad sind sie in Großbritannien so groß wie bei uns in Deutschland die Familie Mann, habe ich anderswo gelesen. Sechst Töchter, ein Sohn, verwandt mit der Frau von Churchill und auch ansonsten Upper Class, wenn auch zunehmend wirtschaftlich gebeutelt. Die Bandbreite unter den Geschwistern ist groß: Die eine Schwester in einer wahnhaften Hitler-Verehrung in seinem nahen Dunstkreis (Hitler-Groupie habe ich auch als Begriff gelesen, das trifft es gut), die andere Schwester Kommunistin und dann auch noch die kühle und berechnende Faschistin Diana, die mit dem Guinness-Erben verheiratet war und ihn verlässt, um die Geliebte des britischen Faschistenführes Mosleys zu werden. Ein Schaulaufen der großen Namen. Und gefährlicher Entwicklungen. Das Buch rückt drei der Schwestern in den Fokus: Diana, Unitiy und Nancy. Im Gegensatz zum Klappentext, der Nancy als Mittelpunkt des Romans nennt, sehe ich hier das Hauptaugenmerk auf Diana und Unitiy gelegt. Das Buch beginnt 1932 und endet 1941 - also noch vor Kriegsende und ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben der Schwestern. Es liest sich wunderbar leicht dahin. Zum einen, weil es in sehr kurze Kapitel gegliedert ist, so dass ich immer geschwind noch eines angehängt habe, obwohl ich das Buch doch weglegen wollte. Außerdem ist es ein historischer Roman, aber durchaus mit Anklängen zur Klatschpresse. Kein Wunder, bei dem Leben der Schwestern, das so jenseits all meiner Vorstellungen von Realität war. Ich meine den Klatschpressenanklang auch nicht abwertend und negativ, es liest sich einfach schön. Dabei ist es spannend und gibt Einblicke in eine mir bislang nicht bekannte Welt. Faschismus und England hatte ich bislang nicht zusammengebracht und die Beziehungen der Promi-Schwestern zu Hitler und Deutschland fand ich auch sehr interessant. Obwohl annähernd hundert Jahre her, hat das Buch auch eine erschreckende Aktualität. Mir hat es sehr gut gefallen, es sind nur keine fünf Sterne geworden, weil ich einen Anhang zur Einordnung der Fakten und der schriftstellerischen Freiheit im Hinblick auf eine gut erzählte Geschichte vermisst habe.