joberlin
In diesem – für Anita Brookner ungewöhnlichen Roman – begleiten wir den Studenten Lewis Percy ein Stück auf seinem Lebensweg. Warum ungewöhnlich? Es gibt hier einen männlichen Protagonisten und er ist nicht so schicksalergeben wie viele Frauenfiguren der Autorin, er versucht, sich aus festgefahrenen Strukturen zu befreien, zögerlich zwar, aber immerhin! Der zu Beginn etwas behäbig dahinlaufende Roman nimmt mich doch schnell für sich ein und das liegt an Anita Brookners exzellenter Schreibweise. Fein ziseliert sie die Beschreibung ihrer Personen, sehr genau und tief kennt sie ihre Charaktere. Lewis liebt es, umsorgt zu werden, bequem hat er es gern und er braucht doch auch nicht viel zu tun, alles scheint vorgezeichnet, die Uni-Karriere, das Haus, die Ehe. „ Er konnte nicht erkennen, dass man etwas von ihm erwartete, außer dass sich nichts änderte.“ Dieses passive Geschehenlassen, das stetig an ihm vorbeiziehende Leben, betrübt ihn zwar sehr und doch sieht er sich zunächst unfähig zu einer anderen, aktiveren Lebensweise. Anita Brookner gelingt es hervorragend, dieses freud- und auswegslose Dasein zu schildern und wo es Leben zu beschreiben gibt, gibt es auch Hoffnung. Wird Lewis schließlich doch noch bereit sein für Änderungen? Leseempfehlung nicht nur für Brookner-Fans, auch Freunde von stillen Romanen mit sehr viel Tiefgang dürften hier begeistert sein.