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liesmal

Posted on 14.10.2024

War es Zufall oder Schicksal, dass Luzie den Sekundenkleber ausgerechnet in Annikas Papierwarenladen gekauft hat? Mich hat die Szene, als Luzie auf der Straße klebte, an eine Situation erinnert, in der ich persönlich ein junges Mädchen gesehen hatte, das auf dieselbe Weise den Verkehr auf einer belebten Kreuzung lahmgelegt hatte. Ein riesiges Polizeiaufgebot, eine Autoschlange und aufgebrachte Menschen haben damals auch bei mir kein Verständnis für die Klimaaktivistin geweckt. Und jetzt erlebe ich in dem Buch von Katrin Burseg die gleiche Situation aus Luzies Blickwinkel. Zeit zum Nachdenken! Auch Annika sieht Luzie, festgeklebt auf der Straße. Wieder ein anderer Blickwinkel, denn Annika denkt zurück an die Zeit, als sie in den Achtzigerjahren mit Freunden zu den Hausbesetzern in der Hamburger Hafenstraße gehörte. Was damals wirklich geschehen ist, das hat Annika weder erfahren noch aufgearbeitet. Sie weiß nur, dass sie Luzie vor einem folgenschweren Fehler bewahren muss. Mich hat die Geschichte ganz persönlich getroffen und tief berührt - nicht nur durch die persönlich erlebte Szene auf der Kreuzung. Auch an die Zeit der Hausbesetzung in Hamburg habe ich intensive Erinnerungen, wenn auch keine persönlichen. So hat das Buch für mich eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Ich habe die Geschichte förmlich in mich hineingefressen. Sie hat mich aufgerüttelt und erkennen lassen, dass nicht zwingend nur die eigene Sichtweise die richtige sein muss. Sehr empfehlenswert!

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