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Annabell95

Posted on 12.10.2024

Mitreißende Story Hamburg, 1913. Alice lebt mit ihrer Tochter Rosa und ihrem Mann in Armut im Arbeiterviertel auf Uhlenhorst. Ihr Ehemann Henk macht ihr das Lebenschwer und Alice weiß nur noch einen Ausweg - sie wagt das Unmögliche und will die Ehe beenden. Nicht weit von ihr entfernt am Feenteich lebt der Rechtsanwalt John Reeven in der Villa seiner Familie. Er ist standesgemäß verlobt. Die Geschäfte seiner Familie florieren. Aus der guten hanseatischen Gunst, berät auch er mittellose Menschen in Rechtsfragen. Und so kommt es, dass Alice sich an ihn wendet, um sich von Henk zu trennen. Ihr Anliegen scheint aussichtslos. Gegen seinen Willen geht er doch das Risiko ein sie zu vertreten. Für Alice steht alles auf dem Spiel und auch seine Welt gerät schon sehr bald ins Wanken. "Im Nordwind" ist der erste Teil einer Dilogie. Mit ihrem flüssigen und schönen Schreibstil hat die Autorin es geschafft mich an die Story zu fesseln und so sind die knappen 600 Seiten nur so dahin geflogen. Die bildhaften Beschreibungen geben einem das Gefühl als wenn man direkt in diese vergangene Welt eintauchen kann. Da es zur Zeit des Hamburger Winderdoms spielt, hat sie es durch das kalte und raue Wetter geschafft die Atmosphäre auch sehr trüb erscheinen zu lassen. In der Handlung spielen sehr viele Protagonisten, die alle sehr facettenreich gestaltet worden sind. Die beiden Hauptprotagonisten Alice und John könnten nicht gegensätzlicher sein. Alice lebt in Armut, muss arbeiten gehen und leidet zudem noch an Gewalt in der Ehe von ihrem Ehemann Henk. Sie hat ein schweres Schicksal zu tragen, aber ist auch eine starke Persönlichkeit. John hingen hat alles, was man sich wünschen kann. Durch die florierenden Geschäfte hat seine Famile Geld und er ist standesgemäß verlobt. Die Gegensätze zwischen den beiden wurden hier sehr gut herausgearbeitet und man spürt sie auch wie beide zueinander stehen. Sie wirken alle sehr lebendig und authentisch. Ganz interessant fand ich den Hamburger Dom zu der damaligen Zeit. Beim Lesen hat man mal so richtig ein Bild davon bekommen, wie es für die Schausteller zu dieser kalten Jahreszeit gewesen ist. Die Handlung selbst wird aus unterschiedlichen Perspektiven mit immer wieder anderen Protagonisten erzählt. So ist es sehr abwechslungsreich und spannend, dass man kaum erwarten kann wie es mit dem vorherigen Protagonist und der Story weitergeht. Zudem hat die Handlung zwei Handlungsstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen. Der eine spielt 1913 in Hamburg zwischen den jeweiligen Familien von Alice und John. Die zweite Zeitebene ist 1896 in der Nordmasch. Hier wird Stück für Stück die Vergangenheit einer Christina erzählt und man fragt sich beim Lesen, wie alles zusammenhängen mag. Mein Fazit: Ich finde es eine sehr mitreißende Story, die mich von Anfang bis Ende gefesselt und in ihren Bann gezogen hat. Trotz der Dicke des Buches sind die Seiten nur so dahingeflogen. Durch den riesengroßen Cliffhänger am Ende des Buches bin ich nun ganz gespannt auf den zweiten Teil "Im Nordlicht" und werde den auch unbedingt lesen. Dieses Buch ist definitiv eine Leseempfehlung.

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