herbstrose
Okkultismus und Hellseherei Ihre verzweifelte Wohnungssuche während des Corona-Lockdowns 2020 führte Vanessa nach Beelitz, wo vor den Toren Berlins auf dem Gelände der ehemaligen Arbeiter-Lungenheilstätte eine neue luxussanierte Wohnsiedlung entstanden ist. Durch einen glücklichen Zufall kommt Vanessa in den Besitz des Manuskripts für ein Buch, das ihre Urgroßmutter Johanna Schellmann, eine einst bekannte Schriftstellerin, bei ihrem Tod 1967 ihrem jungen Pfleger hinterlassen hat. Darin schreibt sie über ihre Freundschaft mit der hellseherisch begabten Anna, die 1908 Patientin in Beelitz war und nach ihrer Heilung im Hause Schellmann aufgenommen wurde. Durch Annas okkulte Fähigkeiten erhoffte sich Johanna Inspirationen für ihr neues Buch … Ulla Lenze, geb. 1973 in Mönchengladbach, ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie studierte Musik und Philosophie, lebte eine Zeitlang in Indien und war 2004 auf Einladung des Goethe-Instituts Stadtschreiberin in Damaskus und 2010 Writer-in-Residence in Mumbai. Bisher schrieb sie sechs Romane, für die sie etliche Auszeichnungen und Stipendien erhielt. Ihr neuester Roman „Das Wohlbefinden“ (2024) hat es auf die Liste der Nominierten zum Deutschen Buchpreis 2024 geschafft. Heute lebt Ulla Lenze als freie Schriftstellerin in Berlin. Wie schon aus der Inhaltsangabe ersichtlich, spielt der Roman in drei verschiedenen Zeitebenen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als sich die Wissenschaft mehr und mehr mit Okkultismus befasste, trifft Johanna in Beelitz auf Anna, 1967 in Berlin ist Johanna bereits dement und wird von dem jungen Pfleger Klaus betreut, und 2020 schließlich sucht Urenkelin Vanessa in Beelitz nach einer neuen Bleibe. Der Makler ist zufällig der Sohn von Klaus, der ihr nun Johannas Manuskript als Familienerbe übergeben kann. Der Kreis schließt sich. Die Besonderheit dabei ist, dass die Autorin Schreibstil und Sprache ganz gut den jeweiligen Zeiten angepasst und die Dialoge darauf abgestimmt hat. Leider konnte mich die Geschichte nicht mitreißen. Es wird zwar viel geweint und immer wieder mal gelitten, aber Emotionen konnte ich trotzdem keine verspüren. Vielleicht lag es daran, dass mir die Frauen allesamt unsympathisch waren. Einige Teile der Handlung empfand ich als sehr konstruiert, Zufall und glückliche Fügung als auffällig erdichtet. Völlig überstürzt kam dann noch ein unrundes Ende, das mich ebenfalls nicht zufriedenstellen konnte. Fazit: Ein durchaus interessantes Thema, das leider nicht konsequent umgesetzt wurde. Dennoch von mir 3 wohlwollende Sterne.