Buchstabengeflüster
Anfangs nervig, dann emotional Ella ist eine junge Mutter mit 5-jährigen Zwillingen und besitzt außerdem ein Hotel mit einigen kleinen Hütten. Ihr Bruder ist Soldat und schlägt ihr vor, einem anderen Soldaten aus seiner Einheit, Deckname Chaos, einen Brief zu schreiben, woraus sich eine innige Brieffreundschaft entwickelt. Währenddessen erkrankt ihre Tochter an Krebs und Ella muss um deren Leben kämpfen. Dann fällt ihr Bruder und auch von Chaos kommt kein Lebenszeichen mehr, während Beckett vor ihrer Tür steht, weil Ellas Bruder sich gewünscht hat, dass er sich um seine Schwester kümmert. Was wir Leser/innen wissen, Beckett aber tunlichst verschweigt: Er ist ihr Brieffreund Chaos. Es wird direkt mit Ellas ersten Brief an Chaos begonnen, während wir Chaos und Ellas Bruder in der Einheit kennenlernen und daraufhin auch Ella in ihrem Leben. Was mich direkt überrascht hat, war, dass Ellas kleine Tochter erkrankt ist und nun gegen den Krebs kämpfen muss. Als dann Ellas Bruder und vermeintlich auch Chaos fallen, ist die Geschichte sehr negativ belastet, was mir teilweise zu viel wurde. Nach 50 Seiten springt das Geschehen vier Monate voran, als Beckett vor Ellas Tür steht. Und dieser Aufbau hat mich gestört, so vieles daran hat mich gestört, dass ich das Buch für einige Wochen weggelegt habe, weil mir die Lust vergangen ist, bis ich es nun schlussendlich beendet habe. Ich konnte unter anderem nicht in die Geschichte finden, weil Beckett bis über beide Ohren in Ella verliebt war. Nach nur vier Briefen und 50 Seiten, die wir Leser/innen miterlebt haben. Ich mag es mitzuverfolgen, wenn sich Protagonisten verlieben und hier waren seine heftigen Gefühle einfach da. Die anderen Briefe werden nach und nach in einigen Kapiteln vorangestellt, weil der Inhalt des Briefes perfekt zu dem jeweiligen Kapitel passt. Das ist wirklich schön gemacht und hat mir gut gefallen, aber anfangs fehlen mir einfach die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten und das Nachempfinden ihrer Emotionen. Der nächste störende Punkt ist, dass Ella ständig bemängelt hat, sie wäre so alleine. Ja, ihre Eltern und Großmutter sind gestorben und ihr Bruder als Soldat ständig abwesend, aber erstens hat sie die Herausforderung alleinerziehende und arbeitende Mutter zu sein gut gemeistert und zweitens gibt es drei Mitarbeiter/innen im Hotel, von dem zwei ein älteres Ehepaar ist, dass schon seit Jahrzehnten dort arbeitet und Ella auch bei der Kinderbetreuung unterstützt. Weiterhin hat Ella mehr um Chaos getrauert, den sie inzwischen schon gut kennengelernt hatte, als um ihrem Bruder. Ich bin jetzt noch verunsichert, wie eng ihre Geschwisterbeziehung eigentlich war. An Beckett haben mich auch einige Dinge gestört: Da er in Ella verliebt ist, will er sie natürlich beschützen, aber dass er ihren Ex verprügeln will, wenn er ihm je begegnen sollte, wobei dieser gar keine Rolle mehr in Ellas Leben spielt, und später auch ein mögliches Date, ist einfach zu viel. Er war zu dem Zeitpunkt nicht mit Ella zusammen und selbst wenn, sind diese Gedanken zu viel Aggressivität für mich. Ja, er ist ein Soldat, da ist er krasser drauf und dass mir Soldaten in Geschichten nicht zusagen, ist dann doch meine Schuld zu dem Buch gegriffen zu haben, aber trotzdem… Ein weiter Punkt ist, dass Beckett Ella nicht verraten will, dass er Chaos ist, weil er denkt für den Tod ihres Bruders verantwortlich zu sein. Es ist völlig verständlich, dass er Schuldgefühle hat, aber erstens: Welcher Loveinterest hat wirklich je so eine große Schuld auf sich geladen? Und zweitens hat er das immer wieder und wieder und wieder gedacht, was mir auch einfach zu oft unnötig wiederholt wurde. "Wir sind unvollkommene Menschen, in einer unvollkommenen Welt zu solchen geworden, und wir können nicht immer beeinflussen, was uns formt. ", Ella, S. 442 Als ich also nach einigen Wochen Abstand zu der Geschichte und den Dingen, die mich daran genervt haben, weitergelesen habe, hat sie mir viel mehr zugesagt. Abgesehen von Becketts besitzergreifender Art ist er einfach ein wunderbarer Mann, der voll und ganz für Ella und die Kinder da ist, um ihnen zu helfen. Ein perfekter liebevoller und unterstützender Bookboyfriend. Wie er mit den Zwillingen umgegangen ist und eine Verbindung aufbaut, ist einfach nur herzerwärmend. Der Schreibstil von Rebecca Yarros ist wunderschön und sehr gefühlvoll. Ich wurde beim Lesen von schönen oder auch schwierigen Situationen richtig emotional. Ich liebe es, wenn die Geschichte mir zu Herzen geht. Ich liebe es, wenn ich emotional so tief in der Geschichte abgetaucht und gefangen bin. Vor allem das Ende hat mich sehr berührt, dass ich Tränen in den Augen hatte. Rebecca Yarros hat sich tief in mein Herz geschrieben, es zerrüttet und wieder zusammengesetzt – naja teilweise, denn das Ende empfinde ich als unnötig. Fazit: „Alles, was ich geben kann“ ist vieles, zuerst zu viel an negativen und nervigen Details und dann perfekt viele Emotionen für mein Herz. Rebecca Yarros hat einen wunderschönen, gefühlvollen Schreibstil, sodass mir das Herz aufgegangen ist. Ich war beim Lesen emotional richtig tief in der Geschichte, was nur wenige Autor/innen in dem Ausmaß schaffen. Aber leider haben mich anfangs so viele Dinge an den Charakteren und Plot gestört, genauso wie das unnötige Ende, dass die Geschichte insgesamt leider nur Mittelmaß für mich ist. 2,5 Sterne