dajobama
Das Verschwinden – Sandra Newman Auf den ersten Blick handelt es sich hierbei um eine Dystopie. Diese Annahme ließ mich auch zu dem Roman greifen. Herausgestellt hat sich allerdings, dass dieses Werk vieles ist und trotzdem nicht wirklich in ein Genre passt. Als Dystopie würde ich es allerdings nicht bezeichnen. Von einem Augenblick auf den anderen sind plötzlich sämtliche Männer verschwunden – wie vom Erdbeben verschluckt. Das Entsetzen und die Trauer unter den Frauen ist verständlicherweise groß. Doch beinahe sofort ist auch eine ganz andere Sichtweise präsent: Ist die Welt nicht eine Bessere, ohne die unterdrückenden, gewalttätigen Männer? Es ist eine ganz deutlich ausgeprägte feministische Ader, die sich durch die ganze Geschichte zieht und mir teilweise ein wenig zu weit geht. Zwar wird immer mal wieder ausdrücklich getrauert und nicht alle Männer über einen Kamm geschert, aber das wirkt fast ein wenig bemüht. Den Frauen bleibt nun ja gar nichts anderes übrig, als die Weltherrschaft an sich zu nehmen und quasi die Dinge am Laufen zu halten und es bildet sich eine neue feministische Gesellschaft, die tatsächlich besser, freier, gerechter zu sein scheint. Ein weiteres ganz großes Thema ist Rassismus – und Queerness. Hm, ich fand es tatsächlich ein bisschen viel der aktuellen und angesagten Themen, die hier untergebracht werden wollen. Es gibt ziemlich viele Figuren, doch als Hauptpersonen würde ich Jane und Evangelyne bezeichnen. Diese beiden spielen tragende Rollen und wir erfahren sehr sehr viel über ihre Vergangenheit. Ehrlich gesagt zu viel und einiges, das für die laufende Handlung eigentlich kaum mehr von Bedeutung ist. Streckenweise kommt die Autorin etwas von der ursprünglichen Handlung ab und es wird auch etwas zäh. Nun tauchen plötzlich Videos auf, die die verschwundenen Männer zeigen. Es wird nun gruslig, auch grausam und vor allen Dingen verwirrend. Dieses zusätzliche Stilmittel bringt durchaus Abwechslung und Spannung mit sich – allerdings führt es auch in eine sehr seltsame Entwicklung des Geschehens. Die gelieferte Auflösung konnte mich leider überhaupt nicht zufriedenstellen. Verwirrung bleibt und die Frage: Was war denn das? Von diesem Roman hatte ich mir etwas ganz anderes erwartet. Es gibt viele faszinierende Ansätze und Szenen, auch sprachlich mochte ich die Geschichte. Allerdings ist es ein recht extremer Feminismus, der da durchkommt und die Handlung wird im Verlauf immer abstruser. Eine vernünftige Erklärung fehlt. Zudem bleiben die Figuren blass und sehr distanziert. Nein, das war nicht mein Buch. 2 Sterne