mabuerele
„...Dreck schwamm leider meist oben...“ Diese Worte gehen Paul durch den Kopf, als er sieht, dass Hildes Vater nicht nur das Bild von Hitler, sondern auch die Bücher der Nazizeit verbrennt. Er sorgt vor für einen Neustart nach der Niederlage. Da weiß Paul allerdings noch nicht, dass Hildes Vater ihn wenig später an die Gestapo verraten wird. Wir schreiben März 1945. Paul stehen harte Wochen im Hotel Silber, dem Gestapohauptquartier in Stuttgart, bevor. Der Autor hat einen fesselnden historischen Kriminalroman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet und bringt die Probleme der Zeit gekonnt auf den Punkt. Zu den wenigen Befreiten aus dem Gestapokeller durch die Franzosen gehört Paul. Er bewirbt sich nach einiger Zeit für die Polizei. Zu dem Zeitpunkt hatten die Franzosen die Stadt schon an die Amerikaner übergeben. Allerdings ist der Beruf extrem lebensgefährlich. „...Das war also die neue deutsche Polizei? Männer, die die Nazis überlebt hatten und nun verheizt wurden? Männer, die für Recht, Ordnung und Sicherheit auf den Straßen sorgen sollten, aber nichts hatten, absolut nichts, mit dem sie sich wehren oder ihre Befugnisse durchsetzen konnten?...“ Das amerikanische Militär erschien erst dann, als da Kind schon in den Brunnen gefallen war, um es sprichwörtlich auszudrücken. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Paul trifft auf Leute, die ihn einige Wochen zuvor verhaftet haben. Paul soll mit ihnen zusammenarbeiten. Sie sind entnazifiziert, genau wie Hildes Vater. Hilde hat sich allerdings von ihre Familie losgesagt und arbeitet nur für den neuen Polizeichef Rückert. Sehr schnell stellt sich heraus, dass das alte Gedankengut noch sehr lebendig ist. Deshalb ist auch nicht jeder begeistert, als der Mord an Vera Wallner aufgeklärt werden soll. Sie war nur Stunden vor der Befreiung im Hotel Silber ermordet worden. Ihr Mann und die Töchter haben sich an die amerikanische Militärverwaltung gewandt und um Hilfe gebeten. Da Paul seinem Partner misstraut, begibt er sich selbst auf die Spur des Mörders. Die Gespräche mit den Angehörigen sind sehr emotional und werden gut wiedergegeben. Im Prinzip sitzt Paul zwischen allen Stühlen. Er weiß nicht, auf wen er sich verlassen kann. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeugt von exakter Recherche des Autors. Gleichzeitig wird deutlich, dass es ziemlich widersprüchliches Verhalten in den oberen Ämtern, aber auch bei den Amerikanern gab. Natürlich waren die Probleme nicht einfach. Es gab nicht nur die hungernde deutsche Bevölkerung. Auch die Unterbringung und Ernährung ehemaliger KZ-Häftlinge und Fremdarbeiter musste organisiert werden. Da waren Spannungen vorprogrammiert.