Wedma
Von der ersten Zeile an war ich gefesselt und fühlte mich dabei großartig unterhalten. Schon allein die breite Palette an Emotionen, die das Geschehen hervorzurufen vermochte, versetzte mich in Staunen: mal belustigt auflachend, mal traurig, und immer gespannt, wie es weitergeht und wohin es führt, wurde eine Seite nach der anderen umgeblättert. „Hier kann einer erzählen“, schoss mir durch den Kopf, „und wie!“ Die Spannung hielt sich bis zum Schluss. An Überraschungen und unerwarteten Wendungen mangelte es wohl kaum. Und wenn es sich nach einem Action Thriller anhört, nein, es ist keiner, wobei Erschreckendes ist schon dabei, in Szenen so zum Greifen nah, als ob man selbst dabei gewesen wäre. Die Menschen, die man in diesem Roman trifft, sind, wie dem wahren Leben entsprungen, und ich möchte keine der Hauptpersonen missen, weder Honey noch ihre junge Nachbarin, noch ihre spätere Freundin aus der Bar usw. Der Kern der Geschichte hat es in sich. Die Probleme der eigenen Identität und konsequenterweise die mit der Familie, die Honey selbst aufgrund ihrer Unangepasstheit allzu gut kannte, durfte nun ihr Großneffe, auf seine ureigene Art, austragen. Kunstgriff Spiegelung wurde gekonnt verwendet und führt bildhaft vor Augen, dass es nach wie vor hochproblematisch ist, die vorgegebenen Konventionen zu brechen: Wer kein People Pleasing auf Kosten des eigenen Lebens zu betreiben bereit ist, der darf eine gehörige Portion Mut mitbringen und sich in Resilienz üben. Dieses Thema der Freiheit, eigene Identität zu leben und das eigene Leben selbst zu bestimmen, ist zentral in diesem Roman. Dazu noch gekonnt und beeindruckend erzählt. Honey ist schon eine Nummer für sich, kein Liebchen und kein everybody’s darling. Erwartungen anderer zu erfüllen stand nie auf ihrer Prioritätenliste. Und auch deshalb ist sie so hochgradig kennenlernenswert. Diesen Roman habe ich sehr gern gelesen. Als Hörbuch wäre er auch wunderbar. Und da ich Honey&Co. nochmals begegnen möchte, lese ich das Buch nach einer Pause nochmal. 5 begeisterte Sterne. Mein Roman-Highlight des Jahres.