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stricki

Posted on 18.9.2024

Grenzenlose Liebe?! Die toxische Liebesbeziehung von Jella und Yannick hat mich tief berührt. Ich wette nicht nur ich habe mich an vielen Stellen mit Jella identifizieren können - so beiläufig beschreibt Ruth-Maria Thomas vom Frauwerden, von den entwürdigenden Ritualen, Einstellungen, Moralvorstellungen, denen junge Frauen ausgesetzt sind, und die sie lange nicht in Frage stellen, denen sie sich unterordnen, um bloß zu den beliebten und coolen Girls zu zählen. Jella zahlt einen hohen Preis für ihre schönste Version. Jella, eher Unterschicht als Hochadel, im Gegensatz zu Yannick, aus gutem Hause, aber aufgrund falscher Berufswahl (erfolgloser Künstler) von den eigenen Eltern verachtet. Schon mal eine brisante Mischung mit hohem Konfliktpotenzial. Beginnt die Lovestory märchenhaft, schleichen sich doch bald schon Misstöne ein - Yannick weist Jella gern zurecht, gern auch vor anderen, seine Variante seinen Frust über sein Leben abzureagieren. Jella reagiert ambivalent, eher passiv-aggressiv mit "heimlichen Fleisch-Ess-Exzessen" und anderen Provokationen, die auffliegen, übermäßigem Klammern oder sie flippt aus und schreit rum. Womit sie sein frauenfeindliches Weltbild bedient: Sie ist kompliziert, anstrengend, aber er kann sie "händeln". Bis es zu Gewalttätigkeiten kommt, die Jella endlich aufrütteln und flüchten lassen. Ruth-Maria Thomas beschreibt auch die Innigkeit der beiden nach bösen Streitigkeiten, den Versöhnungssex so gut, dass es wehtut. Diese ganze negative Beziehungsdynamik ist unglaublich toll erzählt. "Die schönste Version" ist völlig zu recht für den Deutschen Buchpreis nominiert. Meine Leseempfehlung!

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