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Vor über 600 Jahren v. Chr. beginnt die Geschichte eines Regentropfens, in Mesopotamien, einem Gebiet im Westen Asiens, zwischen Euphrat und Tigris. Dort regierte der König Assurbanipal in der Hauptstadt Ninive. Hier fällt ein Regentropfen vom Himmel, der direkt im Haar des Königs landet. Die Autorin Elif Shafak beobachtet diesen Tropfen und erzählt davon, wie er an verschiedenen Orten in drei ganz unterschiedlichen und eigenständigen Geschichten in Vergangenheit und Gegenwart immer wieder in veränderten Formen auftaucht. Es ist fast genial, wie es Shafak gelingt, fast von Anfang an ganz langsam und vorsichtig ein Netz zu spinnen, das die Leben der drei Hauptprotagonisten miteinander verbindet, um daraus eine einzige große Geschichte entstehen zu lassen. Mit einer spannenden Reise in die Vergangenheit habe ich nicht nur den armen, aber wissbegierigen und ehrgeizigen Jungen Arthur, sondern auch Grundlegendes zum Gilgamesch-Epos kennengelernt. Fast wie in der Vergangenheit fühle ich mich in der Gegenwartsgeschichte von Narin und ihrer Großmutter. Durch sie habe ich viel über den ezidischen Glauben erfahren, und von den Geschichten aus uralter Zeit und den Weisheiten der Großmutter habe ich mich gern in eine märchenhafte Welt entführen lassen. Auf der anderen Seite gab es hier aber auch eine grausame Realität, die mich wegen ihrer Aktualität erschüttert und nachdenklich macht. Die Hydrologin Zaleekhah konnte mich begeistern mit ihrem Wissen, vor allem über verlorene Flüsse. Denke ich an ihre Freundschaft mit der wunderbaren Nen, dann staune ich, welche eigenen Wege das Schicksal manchmal geht. Auch hier wird die Gegenwart, in der die beiden leben, mit der Vergangenheit verflochten. Ich habe dieses Buch und damit auch die Autorin mit ihrem wunderbaren und unvergleichlichen Schreibstil sofort ins Herz geschlossen und ihren Namen der Liste meiner Lieblingsautor*innen zugefügt. Gern gebe ich meine volle Leseempfehlung.