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Das Geheimnis der Glasmacherin, Historischer Roman von Tracey Chevalier, Ebook von Atlantik. 500 Jahre aus Venedigs bewegter Geschichte. Venedig 1468, auf der Insel Murano florieren die Glasmanufakturen. Der Maestro und Padre der Glasmacherfamilie Rosso hat einen tragischen Unfall und stirbt, das ändert das Schicksal der Familie einschneidend, seine Söhne sind noch nicht soweit und Frauen haben in einer Glaswerkstatt nichts zu suchen, Orsola die älteste Schwester kann jedoch mit ihrem Geschick durch die Produktion von Glasperlen die Familie durch die schwersten Zeiten bringen, dabei muss sie sogar ihr Lebensglück zugunsten der Familie aufgeben. Das Buch ist aus drei Teilen aufgebaut die jeweils einen Titel tragen. Insgesamt besteht der Roman aus acht umfangreichen Kapiteln. Jeder Kapitelanfang beschreibt die jeweilige Zeit in der das Kapitel handelt, die Veränderungen und Geschehnisse in der Geschichte, dann folgt ein Hinweis wieviel Zeit aus der Sicht der Hauptfiguren vergangen ist. Und wie alt Orsola in diesem Abschnitt der Erzählung ist. Das Glossar im Anhang habe ich immer wieder gerne zur Rate gezogen, dort werden italienische bzw. typisch venezianische Begriffe erklärt. Mir hat die Art diesen Roman zu erzählen, unheimlich gut gefallen, Figuren die Abseits der realen Zeit in ihrer eigenen Zeit leben lieben und sterben. Mit großem Geschick hat es die Autorin geschafft die Charaktere der jeweiligen Zeit anzupassen, ohne dass ihre Authentizität dabei verloren gegangen wäre. Aufmerksam lesen ist natürlich schon nötig, dies ist mir leicht gelungen, so bildhaft und flüssig wie hier erzählt wird. An einer Stelle ist mir das so sehr bewusst geworden, Orsola lässt sich mit einer Gondel durch die Kanäle fahren, die Beschreibung der Lichtspiegelungen auf dem Wellen, die Schilderung der Geräusche und das Geplätscher des Wassers, hat mich direkt in eine Gondel und nach Venedig versetzt. 500 Jahre Historie Venedigs, anhand einer Familiengeschichte erzählt. Von den Ruderbooten hin zu den großen Kreuzfahrtschiffen die im Kanal direkt am Markusplatz vorbeifahren, Das Festland in weiter Ferne, das durch den Bau des Dammes und der Eisenbahn näherkommt. Von Frauen die nicht lesen können bis zum Einsatz von Smartphones und dem Skypen, Von der Pest bis Corona. Selbst Josephine die Gattin Napoleons und Casanova hatten ihren Auftritt. Da hat nichts gefehlt nichts wurde ausgelassen und vergessen. Und doch ist alles so leicht und selbstverständlich ausgeführt, dass es ein Vergnügen war sich durch die Seiten zu lesen. Das ist mir in kürzester Zeit gelungen. Die Figuren sind so lebensecht beschrieben und charakterisiert, auch hier hieß es aufpassen, denn die Familie hat sich immer mehr vergrößert. Ganz viele Figuren habe ich geschätzt. Den deutschen Kaufmann Klingenberg und seine Tochter Klara, seinen Gehilfen Jonas, der schwarze Gondoliere Domenego, natürlich Stefano auch Antonio und vor allem Orsola, diese mutige und starke Frau. Selbst Marco der mir am Anfang unsympathisch war, hat sich letztendlich noch als treuer Bruder erwiesen. Die Trauer, Angst oder Verzweiflung der Charaktere war so gut beschrieben, dass ich sie direkt mitgefühlt habe. Sie alle konnte ich am Ende nur schwer gehen lassen. Dieses Buch hat mich bestens unterhalten, hat mich direkt nach Venedig entführt, hat mir viel aus der Vergangenheit der Lagunenstadt und auch von Murano gezeigt, was ich nicht wusste. Z.B. über die Herstellung von Glas insbesondere von Glasperlen. Ich habe die Lektüre genossen, eine absolute Kauf- und Leseempfehlung. Volle Punktzahl 5 Sterne.