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dajobama

Posted on 5.9.2024

Acqua alta – Isabelle Autissier Dieser Roman ist so ganz anders als die beiden anderen Werke, die ich bisher von Autissier gelesen habe. Thematisch fand ich es extrem spannend. Es geht um Venedig, das vor wenigen Monaten oder Jahren endgültig gegen die anstürmenden Fluten kapituliert hat. Die Verwüstungen sind gigantisch – es stehen nur noch Ruinen. Im Italien-Urlaub, nur wenige Kilometer von Venedig entfernt, schlägt diese Thematik natürlich besonders ein. Die benannten Denkmäler, Kirchen, Plätze etc. Venedigs sind mir bekannt, ebenso wie die Atmosphäre und vieles mehr. Ich denke das ist wichtig, denn der Schreibstil ist hier tatsächlich sehr sachlich und detailliert. Man erfährt vieles über historische und kunsthistorische Begebenheiten. Wenn man wenig Vorstellung von Venedig hat, kann dies möglicherweise etwas zäh werden. Aber wie gesagt, für mich hat das gepasst. Hier wird nun beschrieben, wie eine Familie im unmittelbaren Vorfeld dieser Katastrophe bereits daran zerbricht. Guido, der Familienvater, ist Politiker und für Wirtschaftsfragen in der Stadt zuständig. Er befürwortet Kreuzfahrschiffe in der Stadt und ignoriert Warnzeichen. Seine Tochter Lea greift ihn dafür scharf an. Sie gibt ihm und vielen anderen die Schuld am drohenden Untergang Venedigs. Leider kann sie die Katastrophe nicht verhindern. Unterfüttert mit zahlreichen Fakten, schafft es die Autorin dennoch, grundverschiedene Perspektiven überzeugend zu vermitteln. Wie so oft gibt es auch hier mindestens zwei Seiten einer Medaille. Und schlauer ist man immer erst hinterher. Aber natürlich geht es in erster Linie um die Auswirkungen des Klimawandels und den Raubbau der früher wie heute an Venedig begangen wurde und wird – um möglichst großen Profit daraus zu schlagen. Eine Dystopie, die eigentlich keine ist? Dass Venedig Jahr für Jahr weiter im Meer versinkt, ist schließlich allgemein bekannt. Autissier liefert jede Menge Daten und Fakten und allzu unwahrscheinlich scheint dieses Szenario nicht zu sein.´ Oft kommt dieser Roman etwas sehr sachlich und nüchtern daher, beziehungsweise die menschlichen Verstrickungen etwas zu kurz. Nichtsdestotrotz hat mich das Venedig-Thema hier gerade sehr gefesselt. 4 Sterne, auch wenn es nicht Autissiers bestes Werk ist.

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