dajobama
Abgründe Der Aufhänger des Romans, der Vorwurf, der dem siebenjährigen Luca gemacht wird, sich einer Klassenkameradin gegenüber unpassend verhalten zu haben, ist hier nur die Spitze des Eisbergs. Denn das Problem liegt eigentlich ganz woanders. Das Problem ist hier die Mutter, Pia, die nicht in der Lage ist, ihren Sohn richtig einzuschätzen und ihm das Vertrauen entgegen zu bringen, das er verdient hätte. Die Geschichte geht zurück in die Kindheit Pias, mit zwei Schwestern - und einem nie verarbeiteten Trauma. Mir wurde einmal gesagt, man soll immer davon ausgehen, dass jede Person die beste Version seiner selbst ist, wie es im Moment möglich ist. So ist es auch hier. Jeder gibt sein Bestes, trotzdem endet Pias Kindheit in einem großen Durcheinander aus Schweigen, Trauer, Misstrauen und Schuld. Ein Trauma, das die Beziehung zu ihrem eigenen Sohn extrem belastet. Tatsächlich ist sie eine schreckliche Mutter und zudem eine wenig sympathische Protagonistin. Bald schon stellt sich die Frage, wer die titelgebenden kleinen Monster sein sollen. Luca? Eine Schwester aus der Kindheit? Oder doch die Dämonen in Pias Kopf? Die Autorin glänzt mit tiefgründigen und feinsinnigen psychologischen Beobachtungen. Ich fand das extrem spannend zu lesen - fast wie ein Thriller. Auch sprachlich bleiben keine Wünsche offen. Ein toller Roman, den ich in kürzester Zeit verschlungen habe. 5 Sterne