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marcello

Posted on 3.9.2024

Ich habe vergangenes Jahr mit „Hope’s End“ erstmals ein Thriller von Riley Sager gelesen und es hat mir sofort gefallen. Als nun „Schwarzer See“ als Hörbuch neu aufgelegt wurde (das Buch ist bereits 2019 erschienen), habe ich doch da gleich mal zugeschlagen, um ein wenig mehr Vergleichsmaterial für Sager als Autor zu haben. Grundsätzlich würde ich schon sagen, dass ich Sager stilistisch wiedererkannt habe, aber in jedem Fall war positiv, dass das ganze Setting völlig anders gestaltet wurde. Während es in „Hope’s End“ auf einem Grundstück abgelegen an den Klippen war und dort generell auch die ganze Stimmung düster, fast schon geisterhaft war, so ist es hier im Sommer, mitten in einem Sommercamp, dann doch völlig anders. Dennoch ist natürlich auch bei dem Camp eine spezielle Stimmung entstanden. Zum einen durch die frühen Andeutungen, dass Schlimmes passiert ist, und zum anderen auch durch das Mobbing untereinander und dass die ganzen Figuren alle ihre eigenen Motive haben und es Sager geschickt gelingt, dass man alle irgendwie verdächtigt, irgendeine Leiche im Keller zu haben. Am besten war das natürlich bei Hauptfigur Emma, denn durch ihre Augen erleben wir die vergangenen und die aktuellen Geschehnisse und sie als zweifelhafte Erzählstimme zu haben, das ist immer genial, um generell Skepsis gegenüber allen zu haben. Auch wenn ich schon sagen würde, dass der Spannungsbogen durchgängig steigt und weniger mit ständigen Höhepunkten gearbeitet wird, so war dennoch von Anfang an ein gewisses Interesse da. Christiane Marx als Erzählstimme war in jedem Fall auch ideal, weil sie Emmas verschiedenen Seiten als Jugendliche und als junge Frau gut Profil verleiht. Mir ist es jedenfalls schnell gelungen, mich in ihr Gefühlsleben einzudenken und das auch an Stellen, an denen ich dann an ihr gezweifelt haben. Dass sie immer wieder die Mädchen in ihre Bilder gemalt und dann versteckt hat, war für mich da von Anfang eine Faszination, weil ich mich natürlich gefragt habe, ob sie das aus Schuld macht oder weil sie wirklich den inneren Antrieb hat, Antworten zu finden. Dennoch ist es erstmal ein Einfinden in die Begebenheiten. Wie war Emma als Jugendliche, wie ist es heute, wer ist sie, wer will sie sein? Aber spätestens mit dem wiederholten Einzug ins Camp kommt dann vieles ideal zusammen, was nach und nach die Spannung fördert. Gegenwart und Rückblenden bedingen sich dabei sehr oft exakt, so dass sich immer mehr ein Bild zusammensetzt. Natürlich war ich durch den anderen Thriller von Sager schon vorbereitet, dass er ein Händchen dafür hat, am Ende noch einige Umdrehungen hinzulegen. Dementsprechend habe ich natürlich auch wild mitgerätselt und dabei mir auch in Erinnerung gerufen, dass es definitiv nicht nur eine Lösung sein wird, sondern wieder mindestens zwei unabhängige Aspekte ineinander spielen. Aber selbst mit der Ausgangslage habe ich das Buch nicht vorhersehen können, zumindest keinesfalls zu 100%. Die Erzählung war dann aber auch so, dass auch ständig neue Verdächtige benannt und genauer untersucht wurden. All das vor dem Hintergrund, dass Emma dadurch selbst immer weiter unverlässlicher wirkte. Letztlich war dann auch ein Punkt erreicht, an dem es mir etwas zu viel wurde, weil sie im Grunde nur noch Schuldige überall gesehen hat und keinen ruhigen Gedanken mehr für irgendetwas hatte. Ihre Fluchtversuche waren also etwas zu lang gezogen, aber dennoch kommt am Ende alles an einem Punkt aus, an dem es zum einen logisch ist und an dem es zum anderen auch immer noch voller Überraschungen ist. Durchgängige Unterhaltung war hier also mal wieder geboten. Fazit: „Schwarzer See“ hat mich nach „Hope’s End“ überzeugt, dass Riley Sager ein Thrillerautor ganz nach meinem Geschmack ist. Auch wenn ich dieses Buch etwas schwächer fand, weil es am Anfang etwas Gaspedal brauchte und am Ende aber zu lange im Leerlauf durchgedrückt wurde, so ist es dennoch eine empfehlenswerte Lektüre, denn es ist einfach kaum etwas, wie es scheint und daher voller Überrschungen.

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