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wandanoir

Posted on 3.9.2024

Kurzmeinung: Man rätselt von Anfang an herum, wie die Autorin für das HäppyEnd störende Elemente beiseite schaffen wird. Die Autorin, die, wie sie selbst im Vorwort berichtet, spät zum Scheiben kam, nimmt sich das Thema „Kinderverschickungen“ während des Zweiten Weltkriegs vor. Die Thompsons in London sind besorgt, alldieweil der Krieg spürbar näher kommt und London bombadiert wird, so schicken sie ihre elfjährige Tochter in die USA, wo sie für die nächsten fünf Jahre eine Zweitfamilie findet, in der sie sich verwurzelt. Entfremdung ist vorprogrammiert als sie 1945 nach London zurückkommt, so viel hat sich verändert, nicht nur äußerlich. Der Kommentar und das Leseerlebnis: Die Autorin Laura Spence-Ash schreibt einen Sommerroman mit viel Gold und Blau, Meer und Strand und augustlicher Sommerfülle. Ich erinnere eine Gedichtzeile von Gottfried Benn „Erfüllungsstunde. Im Gelände, die roten und die goldenen Brände.“ Diese Stimmung herrscht im Roman vor. Dieses Gedicht trägt freilich den Titel „Einsamer nie als im August“ und ist, schaut man auf den Kontext, ein zutiefst deprimierter Aufschrei eines Dichters, der genau diese Zeit durchlebte. Die Einsamkeit, die Schwere des Krieges, der Aufschrei, die Zerrissenheit, die ein zweimal entwurzeltes Kind empfinden und erleiden muss, bringt die Autorin nur unvollkommen aufs Papier. Sie versucht es immerhin, scheitert aber daran, dass sie partout einen Wohlfühlroman will. Es ist zu viel Sommerroman, zu viel Liebelei, zu viel Sonntagabend im ZDF. Mit ihrem Thema ist sie zudem spät dran. Darüber schrieb man in den 50ern und den 60ern. Hätte sie mit der Thematik dennoch überzeugen wollen, hätte sie tiefer schürfen müssen. Der letzte Abschnitt - bei dem die Autorin tief in die Schmonzette greift - ist eine Qual für Leser, die mehr wollen von Literatur als Sonntagabendunterhaltung. Freilich hat auch diese Art von Literatur ihre Berechtigung. Deshalb gilt dennoch als Fazit: ein sehr nett geschriebener Sommerroman, der ganz kurz den Ernst des Lebens streift, aber nicht ernsthaft beunruhigen möchte. Und wer will sich am Sonntagabend vom ZDF beunruhigen lassen? Der Roman kann allemal mit „Traumschiff“ und ähnlichen Sendungen mithalten. Lasst uns anstoßen auf das Leben! Für die Kategorie „Sonntagabend im ZDF“ ist mir der Roman drei Sterne wert. Kategorie: Sonntagabend im ZDF Mare 2024

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