herbstrose
Familiengeschichten Man schreibt das Jahr 1972, Elisabeth ist jetzt 77 Jahre alt und sieht sich am Ende ihres Lebens. Da sie ihre Lebensgeschichte der Nachwelt erhalten möchte, schreibt sie ihre Erlebnisse in ein Tagebuch, welches für ihre Großnichte Christina bestimmt ist. Sie beginnt mit ihrer Kindheit, erzählt von ihren drei Brüdern, berichtet von den beiden Weltkriegen, von ihrer Ehe mit Georg Tichy, von ihren beiden Söhnen und von der Arztpraxis, die sie zusammen mit ihrem Mann führte. Ihr Leben verläuft nicht einfach, sie muss viele Schicksalsschläge hinnehmen, die beiden Weltkriege hinterlassen ihre Spuren … Der österreichischen Autorin Judith W. Taschler, geb. 1970 in Linz, ist nach ihrem Roman „Über Carl reden wir morgen“ (2022) mit „Nur nachts ist es hell“ (2024) eine weitere fesselnde Geschichte über die Brugger-Familie gelungen, die eng an die Geschichte ihrer eigenen Familie angelehnt ist. Über fünf Generationen begleiten wir die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder von der Belle Époque über beide Weltkriege, die bei allen seelische und körperliche Wunden hinterlassen haben, und erfahren auch von den Schwierigkeiten, als Frau in der damaligen Zeit Ärztin zu werden. Der Schreibstil ist sehr sachlich gehalten, wodurch sich die Geschichte flüssig lesen lässt - durch die vielen Zeitsprünge und die große Anzahl immer neu auftretender Figuren bedarf es jedoch einer gewissen Konzentration und Aufmerksamkeit. Intrigen, Heimlichkeiten, Missverständnisse und überraschende Wendungen, wie sie nun mal im Leben vorkommen, verleihen dem Geschehen eine kontinuierliche Spannung. Fazit: Ein weiterer beeindruckender Roman über die Familie Brugger, den ich gerne weiter empfehle!