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mabuerele

Posted on 29.8.2024

„...Neuseeland war wild und ungezähmt ganz anders als mein normales Leben in Hamburg. Es fühlte sich nach Spontanität und Tatendrang an...“ Diese Gedanken gehen Emmi kurz nach ihrer Ankunft durch den Kopf. Die Semesterferien in Neuseeland sieht sie als Neuanfang. Noch hat sie den Autounfall von vor anderthalb Jahren nicht gänzlich verarbeitet. Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Er enthält am Ende eine Triggerwarnnng und das ist gut so, denn es geht um heftige Themen. Emmi wohnt bei einer befreundeten Familie ihrer Eltern, die vor wenigen Jahren ausgewandert ist. Als Studentin der Meeresbiologie will sie sich bei Whalewatching einbringen. Bei der Familie trifft sie auch auf Valentin, den Sohn, der in Deutschland geblieben ist und Medizin studiert. Er sendet völlig entgegengesetzte Signale aus. Mal ist er freundlich zu Emmi, mal wirkt er abweisend. Dieser ständige Stimmungswechsel verunsichert sie. Schnell wird deutlich, dass Emmi ein heftiges Päckchen mit sich herumträgt. Das äußert sich in Panikattacken und dem Bedürfnis, in schwierigen Situationen die Narbe an ihrer Schläfe zu berühren. Lange bleibt allerdings im Dunkeln, was wirklich passiert ist. Ihr gehen ab und zu die Ratschläge ihrer Therapeutin durch den Kopf. Diese sind in kursiver Schrift gesetzt. „...Jeder Mensch verarbeitet so ein Erlebnis auf individuelle Art und Weise. Wieso denkst du, dich genau wie deine Freundin verhalten zu müssen?...“ Frieda, de Freundin, hatte das Geschehen nach kurzer Zeit weggesteckt und ihr normales Leben fortgeführt. Emmi erschrickt bei jedem lauten Knall. Die neue Umgebung tut ihr gut. „...Lu nannte mich verrückt, aber Meereslust war etwas ganz Besonderes. Die kreischenden Möwen, der Wind in den Haaren und das laute, unverkennbare Geräusch brechender Wellen hatten eine fast heilsame Wirkung auf mich….“ Lu ist ihre Zwillingsschwester. Emmi hat sich besonders mit Pottwalen beschäftigt. Sie vermittelt mir eine Menge an Wissen über die Tiere. Zu den beeindruckenden Szenen gehört das Schwimmen der Jugendlichen mit den Riesen der Meere. „...Für dieses Tier waren wir alle eigenartige Wesen aus einer anderen Welt. Hier gab es niemanden, der mich verurteilen konnte. Niemanden, in dessen Anwesenheit ich mich schämen musste...“ Wie das Zitat zeigt, wird selbst in den Szenen großer Freude deutlich, wie Emmi mit ihren inneren Dämonen und ihrer Unsicherheit kämpft. Es geht ihr unter anderem darum, nicht die Kontrolle zu verlieren. Gemeinsame Erlebnisse mit Valentin, Ida, Cathy und weiteren Freunden lassen Emmi lockerer werden. Trotzdem bleibt es eine Auf und Ab von Freude und Niedergeschlagenheit. Relativ spät erzählt Emmi Valentin, was damals wirklich passiert ist. Doch auch Valentin hat ein Geheimnis. Wird ihre Freundschaft daran zerbrechen? Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie schwierig es ist, heftige Erlebnisse unter die Füße zu bekommen. Dabei waren weder Emmi noch Frieda, die Fahrerin, schuld an dem Unfall.

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