Fina
Gestaltung: Ich mag die deutsche Ausgabe sehr gerne. Ich kannte bereits vorher das US-Original, das ich auch sehr stimmungsvoll finde. Das Farbschema des dunklen Lilatons wurde in allen Ausgaben beibehalten, die englische Ausgabe hat mehr Stare auf dem Cover, das deutsche Cover bildet vor allem Blätter und Goldverzierungen ab. Ich mag den Farbschnitt der deutschen Ausgabe gerne, das i-Tüpfelchen wäre eine Hardcover-Ausgabe gewesen. Hier habe ich ein bisschen darauf gehofft, dass es eine Exklusivausgabe geben würde. Dennoch gefällt mir die Klappenbroschur mit ihren Spotlackveredelungen auch gut. In der Originalausgabe gibt es schwarz-weiß Zeichnungen, die auch in der Geschichte aufgegriffen werden. Diese hätte ich mir in der deutschen Übersetzung ebenfalls gewünscht; die fehlen hier leider. Darum geht's: Opal schlägt sich nach dem Tod ihrer Mutter mit illegalen Machenschaften und schlecht bezahlten Jobs durch, um ihrem Bruder Jasper eine bessere Zukunft fernab des unglückbringenden Örtchens Eden ermöglichen zu können. Immer wieder träumt sie von dem abgelegenen Starling House, von dem sie sich wie magisch angezogen fühlt. Als der Besitzer Arthur Starling Opal einen sehr gut bezahlten Job als Haushälterin anbietet, kann Opal nicht nein sagen. Doch Starling House verbirgt so manches dunkles Geheimnis, das Opals Leben für immer verändern könnte... Idee/ Umsetzung? Schon als ich im amerikanischen Raum gehört habe, dass dieses Buch rauskommt, war ich Feuer und Flamme. Es hat mich so vieles an der Geschichte angesprochen: Das Setting eines geheimnisvollen Hauses, ein Familiendrama und eine widerspenstige Protagonistin (Morally Grey Fans aufgepasst!). Das Buch klingt nicht nur nach der perfekten Lektüre für Halloween, was drauf steht ist auch drin. Das gesamte Buch über hatte ich beim Lesen eine etwas gedrückte Stimmung, so als wenn ich einen Horrorfilm ansehen würde. Die Autorin schafft es sehr gut, die triste, bedrohliche Stimmung des Ortes Eden und des Starling Hauses einzufangen und wenn es sich um einen Film handeln würde, wäre die gesamte Zeit über ein Grauschleier über den Aufnahmen. Dies ist keine Geschichte, in der den Figuren aus dem Nichts etwas Fantastisches widerfährt, alle scheinen hier eher vom Pech verfolgt zu sein. So geschehen in Eden rätselhafte Unfälle und es gibt deutlich mehr Kranken- und Todesfälle als sonst wo. Um die Vergangenheit der Stadt ranken sich zahlreiche Mythen und je nachdem, mit wem man spricht, lautet die Geschichte immer etwas anders. Figuren & Handlung: Wir erleben die Geschichte aus Sicht von Opal, die wirklich alles tut, um ihrem Bruder Jasper einen Studienplatz finanzieren zu können. Dabei schreckt sich auch nicht vor illegalen Handlungen wie Diebstählen zurück, was ich sehr realistisch beschrieben fand. Generell ist sie eine sehr authentische Figur, die kein Blatt vor den Mund nimmt und es nicht drauf angelegt, sympathisch zu sein. Was ich ebenfalls erfrischend war, war die Beschreibung ihres Äußeren. Statt den naturschönen jungen Frauen, wie es so oft der Fall ist, ist hier von ihren schiefen Zähnen und ihrem kränklichen Teint die Rede, was ich auch mal gut fand - nicht jede Person ist perfekt und bildschön. Insgesamt beschränkt sich die Personenschaft auf recht wenige Figuren. Jasper spielt eine Rolle, ebenso wie die Motelbesitzerin Bev und die Bibliothekarin des Ortes. Die zweite Hauptfigur ist Arthur Starling, der die meiste Zeit über abweisend, geheimnisvoll und undurchschaubar ist. Es entspinnt sich nach und nach eine Liebesgeschichte zwischen ihm und Opal, die es für meinen Geschmack nicht gebraucht hätte, ihn als Charakter aber zumindest etwas auftauen lässt und ihn nachbarer machte. Zur Handlung lässt sich sagen, dass das Buch eher ruhig erzählt ist. Am Anfang fand ich das noch sehr angenehm, weil immer eine subtile Gruselstimmung vorhanden war, für mich zog sich die Mitte dann leider etwas. Insgesamt dreht sich die Handlung oft im Kreis und die langersehnten Antworten gibt es erst ganz am Ende. Das war mein Hauptkritikpunkt an der Geschichte. Der Fokus liegt hier eher auf dem märchenhaften Charme, der dichten Atmosphäre und den Gruselmomenten. Wer hier einen krassen Pageturner erwartet, wird vielleicht enttäuscht werden. Vielmehr spielt die Autorin mit dem Verschwimmen der Realität und einer subtilen Form der Magie, was ich sehr interessant fand. Wer sich gerne auf mystische Elemente und atmosphärisch dichte Geschichten einlässt, der wird hier seine Freude mit haben. Ende: Das Ende lieferte uns dann die langersehnten Antworten und die Auflösung mochte ich auch ganz gerne. Die Liebesgeschichte zwischen Opal und Arthur nahm mir rückblickend defintiv zu viel Raum ein, dies geschah zu Lasten des Horrorplots, ich hätte gerne mehr Zeit im Starling House verbracht und die Eigenarten des Hauses hautnah miterlebt. Dennoch habe ich das Buch zufrieden zugeklappt und mochte insbesondere die Message am Ende. Fazit: "Starling House" ist eine gute Lektüre für die dunkle Jahreszeit, die uns in ein düsteres Örtchen voller Bedrohung und Geheimnisse entführt. Wer gerne eine Gänsehaut beim Lesen hat und sich von mystischen Elementen verzaubern lässt, der ist hier genau an der richtigen Adresse. Für absolute Actionjunkies würde ich das Buch nicht empfehlen, es handelt sich eher um eine ruhige, märchenhafte Geschichte, in der der Schauer zwischen den Zeilen steckt. Die Liebesgeschichte war mir persönlich etwas dominant und die Mitte zog sich, sodass das Buch bei mir in der Gesamtbewertung im Mittelfeld landet und ich es eingeschränkt empfehlen würde. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.