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Inhalt: Lexie akquiriert ihre Kundschaft ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda und ausschließlich über Leute, mit denen sie bereits Geschäfte abgeschlossen hatte. Sie weiß, wem sie trauen kann und wem nicht. Eigentlich waren ihr bislang noch nie Fehler unterlaufen. Bis zum heutigen Tag. Denn bei ihrer aktuellen Unternehmung, bei der es nicht nur darum ging einen Ausweis zu fälschen, sondern auch gleich noch die Lösungsergebnisse für eine Prüfung zu besorgen, wurde sie beobachtet. Wenigstens hatte der Typ Anstand und kam erst zu ihr, als das Geschäft abgeschlossen war. „Du bist zu auffällig“, stellte er fest. Und als hätte er nicht bemerkt, dass Lexie versuchte ihn loszuwerden, begann er neben ihr herzuschlendern und fügte noch hinzu, dass er sie schon seit Wochen beobachtet habe. Lexie ging dieser Junge, der sich im weiteren Verlauf ihres Gesprächs als Logan vorstellte, nicht mehr aus dem Kopf. Doch das Schlimmste sollte noch kommen, denn bei Logan handelte es sich nicht um irgendeinen Jungen vom Campus, sondern, wie ihr Lexies Freundin bei einem Gespräch eröffnete, um den sogenannten Prince of Golden Heights. Den Sohn eines der reichsten Männer des Landes. Demjenigen, dem das milliardenschwere Medienunternehmen Maxx Industries gehörte. Und Logan würde irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters treten. Logan Maxx war einer der Menschen, die Lexie Zeit ihres Lebens gemieden hatte. Leute, die sie ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Schließlich muss sie befürchten, dass sie ihre kriminelle Vergangenheit einholt. Doch Logans Pläne sahen ganz anders aus. Ab diesem Tag klebte er an Lexie, wie eine Klette. Er möchte einen Auftragsdiebstahl beuftragen. Lexie soll seinem Vater ein Dokument entwenden. Für Lexie ein Hochrisikounternehmen. Doch dann wird sie Opfer einer Erpressung. Der Erpresser kennt Lexies Geheimnis und er möchte 20.000 Dollar, damit er es für sich behält. Da sie - und mit ihr ihr Bruder - in der Klemme steckt, muss sie schnell Geld auftreiben und versuchen, die Situation zu retten. Meinung: Eigentlich brauchte es bei diesem Buch nur den Prolog. Spätestens aber mit der ersten Seite der darauf folgenden Erzählung hatte Saskia Louis mich dann. Denn hier lernt man eine Protagonistin kennen, die in ihrem Leben eines gelernt hat: Nämlich, dass die Welt nicht fair ist. Das Buch dekonstruiert dabei den Glauben an die individuelle Autonomie, die in unser Leistungsgesellschaft oft als Garant für den gesellschaftlichen Erfolg gesehen wird. Nach klugen Worten folgt eine gute Portion Humor, mit dem die Autorin über die ganze Länge des Buches zu überzeugen weiß. Wir beginnen also mit einer Protagonistin, die dem Leser erzählt, dass sie eigentlich keine Zeit hätte über Mamor nachzudenken, ihr aber einfach nicht in den Sinn kommen will, wie sich Geologen mit einem so langweiligen und uninteressanten Thema wie Gestein Tag für Tag beschäftigen können. Schließlich gäbe es wichtigere Dinge, wie dreckige Wattestäbchen, Flusen im Bauchnabel, eine Plastiktüte im Wind ... Mamor sähe einfach so aus, als wären auf ihm zu viele Insekten mit einem Hammer getötet worden. Und während ich mich noch fragte, was um alles in der Welt ich hier gerade über Mamor lese und ob mich dieses Gestein vielleicht genauso wenig interessiert wie Lexie, merkte ich, dass sich Lexie innerhalb kürzester Zeit in mein Herz geschlichen hatte. Und so erging es mir eigentlich mit jedem Charakter in diesem Buch. Denn alle Figuren besitzen kleine Schrulligkeiten und liebenswerte Eigenschaften. So lernt man hier Ty, Lexies Bruder, kennen, der auf geheimnisvolle Art und Weise ständig Tupperdosen verschwinden lässt. Oder Lexies beste Freundin Carly, die es schafft mit jedwedem elektrischen Gerät die Küche in Brand zu setzen. Während Tys Superfähigkeit zur Alltagsbewältigung in seinem schauspielerischem Talent liegt, ist Carly eine hoffnungslose Optimistin, der man keine zwei Sekunden zürnen kann, weil sie einfach so liebenswürdig nett ist. Die vorgenannten Figuren stehen nur pars pro toto. Es gibt in diesem Buch auch Logans Mitbewohner und besten Freund Aiden, der stets einen Mutterteig für Sauerteig im Kühlschrank aufbewahrt und der gerne mal einem regelrechten Backrausch verfällt. Damit zählt er aber nicht einmal zum Interessantesten, was das Figurenkabinett des Buchs zu bieten hat. Zudem besteht das Ensemble nicht nur aus bloßen Typen, sondern individuell gestalteten Charakteren, deren Geschichten, ich unbedingt erlesen wollte. Ich wollte jedes kleine Geheimnis in diesem Buch erkunden. Ich wollte mehr wissen über den Erpresser, der so unerwartet in Lexies Leben getreten ist, und war neugierig auf die Antwort, was es mit diesem ominösen Zettel auf sich hatte, den Lexie für Logan stehlen sollte. Und nebenher habe ich mich über die kleinen Einblicke in den Alltag der Figuren gefreut und so sehr gehofft, dass es für Lexie und Logan eine Zukunft geben würde. Fazit: Ach, was hatte ich doch für einen Spaß mit diesem Buch. Schlagfertige und kluge Dialoge, ein Humor, der zu hundertprozent meinen Geschmack getroffen hat und so viele Sätze, die ich mir am liebsten in ein Zitateheft notiert hätte. Jede Zeile dieses Buches habe ich genossen und umso weiter das Buch vorangeschritten ist, umso mehr habe ich gehofft, dass das Ende nicht so bald kommen würde. Es war spannend, es gab gelungene Plotttwists. Das Protagonistenduo wird durch ein umfangreiches Figurenkabinett ergänzt, von dessen Charakteren fast alle ebenso vielschichtig sind wie die Erstgenannten. Die Gespräche sind schlagfertig und schnelltaktig. Das Buch ist mit Humor gesegnet und stellt dennoch eine ausgeprägte Sensibilität zur Schau. Ihr braucht gute New-Adult-Geschichten auf dem Lesestapel? Hier habt ihr eine! Lest dieses Buch und genießt jede Zeile. Denn dieses Buch verhält sich wie Eis auf der Zunge. Gerade ist man dabei es so richtig zu genießen, da ist es leider schon wieder vorbei. Ein kleiner Trost: Im Frühjahr 2025 erscheint eine weitere Geschichte vom Campus der University of Golden Heights. Für mich ist dieser Termin bereits fett im Kalender markiert.